Mutter der Attentäter: "Da war Farbe anstatt Blut"

Solidaritaetskundgebung fuer BostonBomber Wien
Solidaritaetskundgebung fuer BostonBomber Wien(c) REUTERS (STRINGER)
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Die Mutter der Tsarnaev-Brüder glaubt, dass der Anschlag auf den Marathon "eine Show" war. In Wien riefen Sympathisanten zu einer Kundgebung für die Brüder auf.

"Ich habe letzte Nacht ein interessantes Video gesehen. Darin sieht man, dass der Marathon so etwas wie ein Schauspiel war. Da ist Farbe anstatt Blut. So, als wurde etwas erfunden." Diese Worte stammen von der Mutter der Attentäter auf den Marathon in Boston. Subejdat Tsarnaeva wurde von einem Reporter des US-Senders "CNN" interviewt. Sie wolle herausfinden, "ob das alles eine Show" war, betonte die 45-Jährige. Glauben, dass ihre Söhne Dzohar und Tamerlan zu so einer Tat fähig gewesen seien, will sie nicht.

Schon in einem früheren Telefon-Interview mit dem Sender hatte sie betont: "Sie wurden getötet, weil sie Muslime sind. Es gab keinen anderen Grund". Ihr älterer Sohn Tamerlan, der bei einer Verfolgungsjagd erschossen wurde, sei "der sanfteste, netteste, liebevollste Junge" gewesen. Dann brach sie in Tränen aus: "Er wurde grausam umgebracht".

Der 19-jährige, mittlerweile angeklagte, Dzohar liegt schwer verwundet in einem Krankenhaus in Boston. Sprechen kann er nach wie vor nicht, seine Antworten an das FBI gibt er schriftlich. "Sie werden versuchen, meinem Dzohar die Schuld zuzuschieben. Sie haben ihm seine Stimme genommen, die Möglichkeit zur Welt zu sprechen. Wissen Sie, warum sie das getan haben? Weil Sie nicht wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt", so Tsarnaeva.

Angesichts der Todesstrafe, die Dzohar droht, meinte sie: "Allah wird ihn beschützen. Sollen sie meinen jüngsten Sohn doch auch töten. Es ist mir egal. Mein ältester Sohn ist tot und es ist mir auch egal. Ich will, dass die Welt das weiß. Und es ist mir auch egal, wenn ich selbst getötet werde. Ich werde sagen: Allah akbar (Gott ist groß)."

Bei dem Anschlag auf den Boston-Marathon waren in der vergangenen Woche drei Menschen getötet und mehr als 260 verletzt worden.

Solidaritätskundgebung in Wien

Auch im Internet finden sich Sympathisanten der Attentäter. So beginnt etwa mit den Worten "Salam Alleykum, liebe Geschwister" ein Eintrag auf einer Facebook-Seite, auf der zu einer Solidaritätskundgebung für die Tsarnaev-Brüder am Donnerstag in Wien aufgerufen wird. Da Dzohar nicht sprechen könne, müssten "wir liebe Geschwister für ihn reden". Denn, "Muslime halten immer zusammen egal was passiert". Stattfinden sollte die Demonstration vor der US-Botschaft. Bis Donnerstagvormittag hatten sich allerdings nur 27 Facebook-Nutzer dazu angemeldet. Auch in Hamburg soll eine Aktion unter dem gleichen Motto stattfinden.

Laut der Polizei ist eine Solidaritätskundgebung in Wien-Josefstadt angemeldet, allerdings nicht in Wien-Alsergrund, wo sich die Botschaft befindet. Man werde aber beide Veranstaltungen beobachten, betonte ein Sprecher. Auf Spekulationen zur Anzahl der Teilnehmer wollten sich die Behörden nicht einlassen. Jedenfalls rechne man nicht damit, dass es "in die Hunderten geht". Auch gehe man nicht davon aus, dass es zu Ausschreitungen komme.

Spielzeug-Fernbedienung für Bomben

Unterdessen wurden am Donnerstag neue Details über die beim Boston-Marathon eingesetzten, selbstgebastelten Bomben öffentlich: Sie sollen mit Hilfe einer Fernbedienung ausgelöst worden sein, die in Spielzeugautos verwendet wird. Das berichteten US-Ermittler vor einem Parlamentsausschuss, wie Abgeordnete anschließend sagten. Die Bauanleitung zu den Sprengsätzen sollen die beiden mutmaßlichen Attentäter demnach im Islamistenmagazin "Inspire" gefunden haben, das im Internet von der Gruppe al-Qaida im Jemen verbreitet wird. Der Sprengstoff stamme aus einem Geschäft für Feuerwerkskörper in New Hampshire, hieß es.

(Red./APA/dpa/Reuters)

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