Serbien: Nikolic entschuldigt sich für Kriegsverbrechen

Serbien Nikolic entschuldigt sich
Serbien Nikolic entschuldigt sich(c) REUTERS (MARKO DJURICA)
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Präsident Nikolic "bittet um Gnade" für Serbien wegen der Verbrechen an bosnischen Muslimen während des Bosnien-Krieges. Ein Genozid in Srebrenica müsse "aber erst bewiesen werden".

Der serbische Präsident Tomislav Nikolic hat sich am Donnerstag für alle während des Bosnien-Krieges (1992-95) an Bosniaken (bosnische Muslime, Anm.) begangenen Verbrechen entschuldigt. Zugleich relativierte er allerdings erneut den in der UNO-Schutzzone Srebrenica von bosnisch-serbischen Truppen verübten Völkermord: "Der Genozid muss erst bewiesen werden (...) Alles, was im ehemaligen Jugoslawien passierte, trägt Genozid-Merkmale", sagte Nikolic dem staatlichen bosnischen TV-Sender BHT. Das volle Interview, von dem am Donnerstag Auszüge veröffentlicht wurden, soll am 7. Mai ausgestrahlt werden.

"Ich knie und bitte um Gnade für Serbien wegen der Verbrechen, die in Srebrenica begangen wurden", fügte Nikolic hinzu und kündigte einen baldigen Besuch in der ostbosnischen Kleinstadt an. Nach der Einnahme der UNO-Schutzzone durch bosnisch-serbische Truppen waren in der Umgebung der Kleinstadt im Juli 1995 rund 8000 muslimische Männer und Jugendliche brutal ermordet worden.

Nikolic entschuldigte sich für Verbrechen, die im Namen Serbiens und der Serben durch Einzelpersonen begangen wurden, unterstrich der serbische Präsident ferner.

"Schweres Verbrechen" in Srebrenica

Im vorigen Sommer sorgte Nikolic für negative Reaktionen, als er vom "schweren Verbrechen" in Srebrenica sprach. Er berief sich später auf eine Erklärung des serbischen Parlamentes, in welcher vor einigen Jahren das Massaker von Srebrenica verurteilt und in welcher ebenfalls der Begriff Völkermord vermieden worden war.

Der Internationale Gerichtshof (IGH) hatte in einem Urteil auf Basis einer Klage Bosnien-Herzegowinas das Massaker im Jahr 2008 als Völkermord definiert. Serbien war gleichzeitig der Verantwortung dafür freigesprochen worden. Die Berufungsfrist in diesem Fall läuft bis 2014. Vor dem UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien wurden mehrere ehemalige bosnisch-serbische Offiziere wegen Völkermordes in Srebrenica verurteilt.

Nikolic setzte sich als Anhänger des Haager UNO-Angeklagten Vojislav Seselj in den 90er-Jahren für ein Großserbien ein.

(APA)

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