Anschlag in der Türkei: Neun Verdächtige gefasst

Officials work on one of the scenes of the twin car bomb attacks in the town of Reyhanli of Hatay province near the Turkish-Syrian border
Officials work on one of the scenes of the twin car bomb attacks in the town of Reyhanli of Hatay province near the Turkish-Syrian border(c) REUTERS (UMIT BEKTAS)
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Bei dem Doppelanschlag an der türkischen Grenze zu Syrien wurden am Samstag als mehr als 40 Menschen getötet. Das Verhältnis zwischen Syrien und der Türkei wurde dadurch weiter belastet.

Die Verantwortlichen für den Doppelanschlag von zwei mit Sprengstoff präparierte Fahrzeuge vor dem Rathaus und dem Postgebäude in der türkischen Stadt Reyhanli an der Grenze zu Syrien, sollen gefasst worden sein. Nach Angaben der Regierung in Ankara wurden neun Verdächtige festgenommen. Derzeit seien neun Verdächtige zu Verhören in Polizeigewahrsam, sagte der stellvertretende türkische Ministerpräsident Besir Atalay am Sonntag bei einer Pressekonferenz, die von dem Nachrichtensender NTV übertragen wurde. "Es gibt Geständnisse", fügte er hinzu. Bei den Anschlägen wurden mindestens 46 Menschen getötet.

Die Bluttat belastet die ohnehin strapazierten Beziehungen zwischen Syrien und der Türkei. Ankara machte die syrische Führung für die Explosionen der Autobomben verantwortlich. Damaskus wies mit scharfen Worten jede Verantwortung für die Angriffe zurück.

Nicht Flüchtlinge, Regierung ist verantwortlich

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu wies Proteste in der Türkei zurück, die Aufnahme einer Flut von syrischen Flüchtlingen habe den Bürgerkrieg ins eigenen Land gebracht. "Der Anschlag hat nichts zu tun mit den syrischen Flüchtlingen in der Türkei, er hat nur zu tun mit dem syrischen Regime", sagte Davutoglu am Sonntag dem Sender TRT. Er gehe davon aus, dass die Drahtzieher des Anschlags am Samstag dieselben seien wie die eines Anschlags in der syrischen Hafenstadt Banias vor einer Woche, fügte der Minister hinzu. Dort töteten Assad-Anhänger Oppositionsangaben zufolge 62 Menschen. Bereits am Samstag hatte Davutoglu erklärt, die Türkei werde "solche Provokationen in unserem Land nicht zulassen".

Nach offiziellen türkischen Angaben stieg die Zahl der Toten bei den Anschlägen auf 46, mehr als 50 Verletzte wurde am Sonntag noch in Krankenhäusern behandelt.

Der syrische Informationsminister Omran al-Sohbi erwiderte am Sonntag auf die türkischen Anschuldigungen, Syrien habe die Tat nicht begangen und "würde sie auch niemals begehen". Das liege nicht etwa daran, dass Damaskus dazu nicht in der Lage wäre, fügte er in einer im Staatsfernsehen übertragenen Pressekonferenz hinzu. "Unsere Werte erlauben uns so etwas nicht."

"Niemand hat das Recht, willkürliche Anschuldigungen zu machen", sagte al-Sohbi. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan müsse vielmehr selbst zu den Anschlägen befragt werden - er und seine Partei trügen "direkte Verantwortung". Erdogan sei ein "Mörder" und müsse zurücktreten, sagte der syrische Minister.

Ankara unterstützt syrische Opposition

Die Türkei und Syrien waren einst Verbündete, im Zuge des Syrien-Konflikts verschlechterten sich die Beziehungen aber dramatisch. Ankara unterstützt mittlerweile offen die syrische Opposition, die gegen die Führung von Staatschef Bashar al-Assad kämpft. Nach mehreren Angriffen in der Vergangenheit im syrisch-türkischen Grenzgebiet sind die Anschläge von Reyhanli nun die tödlichste Attacke seit Beginn des Konflikts vor mehr als zwei Jahren.

Auch die syrische Opposition machte Damaskus für die Anschläge verantwortlich. Der Syrische Nationale Rat verurteile die "feigen Verbrechen, die von Unterstützern des syrischen Regimes ausgeführt wurden" auf das Schärfste, erklärte die Gruppe am Sonntag. Was in Reyhanli passiert sei, zeige die von der syrischen Führung ausgehende Gefahr für die Nachbarstaaten sowie für "Frieden und Stabilität in der Region".

Mehr als 80.000 Menschen durch Syrien-Konflikt getötet

Im Syrien-Konflikt sind nach Angaben von Aktivisten inzwischen mehr als 80.000 Menschen getötet worden. Bei fast der Hälfte der Todesopfer handele es sich um Zivilisten, teilte die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mit. Die Revolte gegen die syrische Führung hatte Mitte März 2011 begonnen.

(APA/AFP/dpa/Reuters)

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