Hisbollah steigt voll in den Syrien-Krieg ein

Supporters of Hezbollah and relatives of Hezbollah members attend the funeral of a Hezbollah fighter who died in the Syrian conflict, in Ouzai in Beirut
Supporters of Hezbollah and relatives of Hezbollah members attend the funeral of a Hezbollah fighter who died in the Syrian conflict, in Ouzai in BeirutREUTERS
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Die libanesische Schiiten-Miliz hat 2000 Kämpfer in die syrische Stadt Aleppo geschickt. Britscher Außenminister Hague glaubt, der Krieg könne noch Jahre dauern.

Die libanesische Hisbollah greift nun ganz offen und vehement in den Krieg im benachbarten Syrien ein. Mindestens 2000 Kämpfer der Schiiten-Milizen haben Stellungen rund um die umkämpfte syrische Metropole Aleppo bezogen. Das berichtete nach Angaben der „Washington Post" ein Kommandant der syrischen Rebellen.

Die Hisbollah unterstützt den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor zwei Jahren. Anfangs brachte sie ihre Kämpfer jedoch heimlich an die Front; mindestens 100 Milizionäre sind im Nachbarland gefallen. Doch die Hisbollah-Führung schwieg zunächst über den Einsatz. Sie wollte die Kämpfe nicht auf den Libanon überschwappen lassen.
Vor zwei Wochen jedoch vollzog Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah einen Schwenk und bekannte sich öffentlich zur Waffenbruderschaft mit dem syrischen Regime. „Ich verspreche euch eine Sieg von Assad", erklärte Nasrallah in einer Rede.

Entscheidende Phase

Nun ließ er Taten folgen. Offenbar sind Assad und seine Verbündeten der Ansicht, dass der syrische Bürgerkrieg in eine entscheidende Phase getreten und ein Sieg in greifbare Nähe gerückt ist. Die Truppen des syrischen Regimes sind seit Wochen auf dem Vormarsch. Und selbst wenn Assad eine politische Lösung anstreben sollte, würden militärische Geländegewinne seine Verhandlungsposition stärken.

Möglicherweise sind Hisbollah und ihre Financiers im Iran zum Schluss gekommen, dass jetzt der Zeitpunkt reif ist, im Syrien-Konflikt alles auf eine Karte zu setzen. Ohne Rücksicht auf eine weitere Destabilisierung des Libanon.
Offen in den Syrien-Krieg eingegriffen hat die Schiitenmiliz mittelerweile auch in Qusair. Seit drei Wochen kämpfen syrische Rebellen und Assads Armee um die Vorherrschaft in der strategisch wichtigen Stadt, die am Montag von der syrischen Luftwaffe angegriffen wurde. Noch befindet sich Qusair in der Hand der Rebellen. Fällt die Stadt, sind die Nachschubwege der Aufständischen in den Libanon unterbrochen.

Auch im Libanon selbst brachen neuerlich Gefechte zwischen Anhängern und Gegnern Assads aus. Brennpunkt war einmal mehr die Stadt Tripoli. Mindestens vier Menschen wurden von Heckenschützen getötet. Am Vortag war es im libanesischen Bekaa-Tal zu Schusswechseln zwischen der extremistischen syrischen al-Nusra-Front und Hisbollah gekommen. Dabei starben mindestens drei Menschen. Die al-Nusra-Front, die dem Terrornetzwerk al-Qaida angehört, hatte versucht, Raketen-Abschussrampen aufzustellen.

Hague: "Krieg kann noch Jahre dauern"

Der britische Außenminister William Hague glaubt nicht, dass die von ihm in Aussicht gestellten Waffenlieferungen an die syrischen Rebellen zu spät kommen könnten. Der Krieg könne noch Jahre dauern, sagte er im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Großbritannien und Frankreich hatten vergangene Woche in der EU eine Aufhebung des Waffenembargos zugunsten der syrischen Rebellen durchgesetzt. Österreich und andere EU-Mitglieder sprachen sich entschieden dagegen aus.

(APA/REUTERS/cu)

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