Russischer Oppositioneller Kasparow will nicht nach Russland zurück

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Der frühere Schachweltmeister fürchtet die Verfolgung durch die Justiz. Er wolle "derzeit" nicht in sein Heimatland zurückkehren, sagte er am Rande einer Pressekonferenz in Genf.

Es war nur eine kurze Antwort auf eine Journalistenfrage, doch sie erregte sogleich großes Aufsehen. "Ich habe ernste Zweifel, dass ich bei einer Rückkehr nach Moskau das Land wieder verlassen kann. Ich verzichte also derzeit darauf, nach Russland zurückzukehren", erklärte der russische Oppositionelle und frühere Schachweltmeister Garry Kasparow gestern bei einer Pressekonferenz in Genf anlässlich der Verleihung eines Preises.

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Noch bis zum Februar sei er häufig zwischen Russlandund dem Ausland gependelt, doch dann sei er ins Fadenkreuz der Ermittlungen der russischen Justiz geraten. Aus politischen Motiven würde gegen ihn als Oppositionellen vorgegangen.

Der frühere Schachweltmeister gehört zu den Mitbegründern der Oppositionsbewegungen "Anderes Russland" und "Solidarität". Kasparow hatte am Vortag der Vereidigung von Präsident Wladimir Putins am 7. Mai 2012 an einer Großkundgebung der Opposition in Moskau teilgenommen. Am Donnerstag wurden zwölf Teilnehmer in Moskau vor Gericht gestellt.

Großes Medienecho in Russland

In Russland fand die Nachricht von Kasparows "Emigration" ein großes Medienecho - und nicht nur ein positives: Sogleich gab es Spekulationen, Kasparow wolle sich davonmachen. Der 50-Jährige war sogleich bemüht, seine Pläne abzuschwächen. Emigration im Sinne eines Verlassens seines Heimatlandes auf lange Zeit habe er nie im Sinn gehabt und werde er auch nicht verfolgen. Sein Auslandsaufenthalt sei zeitlich begrenzt. "Russland ist und wird immer meine Heimat sein", sagte er.

"Regt euch nicht auf, ich bin nicht abgehauen. Und hofft nicht darauf, dass ich abhauen werde", schrieb Kasparow auf seiner Website und zitierte damit die Worte des russischen Gitarren-Poeten Wladimir Wissotskij.

(som/ag.)

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