Jana Nagyova, die "rechte Hand" von Petr Necas, ließ dessen Ehefrau bespitzeln. Sie zwang den Ministerpräsidenten angeblich auch zur Scheidung. Die Affäre kostete ihn und seine Regierung das Amt.
Und wieder ist ein hochrangiger Politiker offenbar über eine Frauenaffäre gestolpert: Dem tschechischem Regierungschef Petr Necas wurde sein allzu enges Verhältnis zu seiner Büroleiterin Jana Nagyova zum Verhängnis. Die 48-Jährige langjährige Mitarbeiterin hatte es mit ihrer Zuneigung zum konservativen Regierungschef nämlich etwas übertrieben und seine Ehefrau Radka Necasova vom Militärgeheimdienst bespitzeln lassen.
Diese Aktion war völlig ungesetzlich und geschah angeblich ohne das Wissen des Regierungschefs. Ziemlich hilflos wirkte auch die Begründung, die Nagyovas Anwalt Eduard Bruna für die Abhöraktivitäten lieferte. Nagyova habe Frau Necasova bespitzeln lassen, "um sie vor den Zeugen Jehovas zu beschützen", die um die Ehefrau des Regierungschefs kreisten. "Sie (Nagyova) wollte damit einen guten Dienst leisten".
Der tschechische Ministerpräsident Petr Necas ist am Montagabend auch offiziell von seinem Amt zurückgetreten. Staatspräsident Milos Zeman nahm das Rücktrittsgesuch des 48-Jährigen am Montag in Prag an. Zeman forderte die Regierung auf, die Geschäfte vorerst kommissarisch weiterzuführen.
Kontakte zu "Paten"
Die Abhöraffäre war aber nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. In der tschechischen Öffentlichkeit wurde der starke Einfluss, den Nagyova auf den Regierungschef ausübte, schon seit Jahren kritisch beobachtet. Sie galt als seine "rechte Hand", aber auch als eine Frau, die Kontakte zu den sogenannten "Paten" aus der Wirtschaft hatte.
Nagyova begann ihre Arbeitskarriere als Lohnbuchhalterin in einem Maschinenbaubetrieb, bevor sie Leiterin der Verkaufsabteilung einer Porzellanfabrik wurde. 1996 wurde sie zur Regionalchefin der konservativen Demokratischen Bürgerpartei (ODS) im westböhmischen Karlovy Vary (Karlsbad) und Assistentin des Bürgermeisters. Daraufhin arbeitete sie kurze Zeit in der ODS-Zentrale in Prag. 2006 machte sie der damalige Arbeitsminister Petr Necas zu seiner Büroleiterin. Als Necas 2010 Premier wurde, nahm er Nagyova in sein Kabinett mit.
Hohe Prämien
Nagyova geriet erstmals in Schlagzeilen, als dem damaligen Arbeitsminister Necas vorgeworfen wurde, unangemessen hohe Prämien an Nagyova ausgezahlt zu haben. "Meine Leute schuften wie Pferde, zwölf Stunden pro Tag sind Standard", reagierte Necas damals mit Empörung. Es handle sich um "mediale Lynchjustiz gegen einen anständigen und fleißigen Menschen", verteidigte er Nagyova. Damit begannen auch Gerüchte zu kursieren, dass das Verhältnis zwischen den beiden nicht nur beruflicher Natur ist.
Nagyova geriet dann auch wegen ihrer Ausbildung unter Beschuss. Laut Medienberichten soll sie ihre Diplomarbeit an der privaten Prager pädagogischen Universität (UJAK) zu Teilen abgeschrieben haben, und zwar aus Analysen des Arbeitsministeriums, das sie als Kabinettschefin unter Necas leitete. Nagyova habe die Analysen zitiert, ohne die Quelle anzugeben, hieß es in tschechischen Medienberichten.
Verhältnis als offenes Geheimnis
Die heute 48-jährige Nagyova ist seit Mitte der 1990er Jahre geschieden und hat zwei Töchter aus dieser Ehe. Ihr Verhältnis zu Necas wurde nach und nach zum öffentlichen Geheimnis in Prag. Angeblich soll sie ihn zur Scheidung gezwungen haben. Necas kündigte Anfang 2013 die Trennung und vor einigen Tagen auch die Scheidung von seiner Ehefrau Radka Necasova an, mit der er vier Kinder hat. Am Sonntagabend kündigte er dann seinen Rücktritt an. Offiziell soll die Demission seiner Regierung heute um 18 Uhr erfolgen. Necas will sich nun komplett aus der Politik zurückziehen.
(APA (Petr Senk))