Er könne nicht die Verantwortung für einen einzigen Tropfen Blut übernehmen, sagte der Vizepräsident. Die Polizei hätte nicht mit Gewalt räumen müssen.
Der ägyptische Vizepräsident Mohamed ElBaradei hat wegen der jüngsten Krawalle mit mindestens 149 Toten seinen Rücktritt eingereicht. Dies ging am Mittwoch aus einen Brief des Friedensnobelpreisträgers an Übergangspräsident Adli Mansour hervor. Es habe gewaltlose Alternativen gegeben, um die politische Krise im Land zu beenden, schrieb der ehemalige Chef der der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).
"Es ist für mich schwierig geworden, weiter die Verantwortung für Entscheidungen zu treffen, mit denen ich nicht übereinstimme, und deren Auswirkungen mir Angst machen", erklärte er. "Ich kann nicht die Verantwortung für einen einzigen Tropfen Blut übernehmen."
"Gewalt und Terror werden profitieren"
Die Polizei hätte die Protestlager der Islamisten in Kairo nicht mit Gewalt räumen müssen. Es seien noch nicht alle friedlichen Möglichkeiten ausgeschöpft gewesen, erklärte ElBaradei. "Bedauerlicherweise werden diejenigen, die zu Gewalt und Terror aufrufen, von dem, was heute geschehen ist, profitieren", heißt es in dem Rücktrittsschreiben ElBaradeis an Mansour, das vom staatlichen Nachrichtenportal Al-Ahram veröffentlicht wurde.
ElBaradeis Beteiligung an der Regierungsverantwortung bahnte sich nach dem Sturz Mursis an. Zunächst war der Friedensnobelpreisträger als Regierungschef im Gespräch, aber die einflussreiche Salafisten-Partei Al-Nur blockierte die Berufung Anfang Juli. Stattdessen wurde ElBaradei dann Vize-Staatschef mit außenpolitischer Verantwortung. Im Westen galt der frühere IAEA-Chef lange als Hoffnungsträger für den demokratischen Wandel in Ägypten. In seiner Heimat war der lange im Exil lebende Karrierediplomat jedoch stets umstritten.
(APA/Reuters/dpa/AFP)