Am Wochenende fanden in mehreren Orten wieder Märsche gegen Roma statt. Dutzende Teilnehmer wurden verhaftet.
Prag/Hjs. Angesichts der seit Monaten andauernden Anti-Roma-Märsche in Tschechien hat sich jetzt erstmals ein hoher katholischer Würdenträger des Landes solidarisch mit der Minderheit gezeigt. Der Bischof von Mährisch-Ostrau/Troppau, František Václav Lobkowicz, warnte vor wachsenden Spannungen zwischen der „weißen“, tschechischen Mehrheits- und der Roma-Minderheitsgesellschaft.
Lobkowicz lobte in seiner Erklärung nachdrücklich die Bemühungen der Roma, ihre Traditionen zu bewahren, als vorbildlich. Das gelte auch für deren Anstrengungen, der Mehrheitsgesellschaft zu zeigen, dass Roma nicht automatisch mit Kriminellen gleichzusetzen seien, wie das „neuzeitliche Rassisten“ täten. Der Bischof appellierte an die Mehrheitsgesellschaft, sich nicht von Rechtsextremen zu Gewalt und Hass aufstacheln zu lassen. Jeder Mensch sollte klar Nein zu jeder Form des Rassismus sagen, wie er beispielsweise auch in „unerträglichen Witzen in den sozialen Netzwerken zum Ausdruck“ komme.
Straßenschlachten mit der Polizei
Am Wochenende haben Rechtsextreme in mehreren Orten Anti-Roma-Märsche abgehalten. In Ostrava kam es zu Straßenschlachten mit der Polizei. 60 Demonstranten wurden festgenommen, als sie in ein Roma-Viertel eindringen wollten. In den vergangenen Monaten ist es wiederholt zu einer Solidarisierung der ortsansässigen Bevölkerung mit den Neonazis gekommen. Der tschechische Inlandsgeheimdienst BIS hat kürzlich in einem Quartalsbericht über Extremismus die Unterstützung „normaler weißer Tschechen“ von Rechtsextremen als eine ernst zu nehmende Gefahr für die Demokratie im Land bezeichnet.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2013)