Roth, Künast, Trittin: Grünes Führungstrio hört auf

Jetzt ist auch Jürgen Trittin dran: Auch er wird nicht mehr für sein Amt in der Partei kandidieren - genauso wie Renate Künast und Claudia Roth.
Jetzt ist auch Jürgen Trittin dran: Auch er wird nicht mehr für sein Amt in der Partei kandidieren - genauso wie Renate Künast und Claudia Roth.(c) EPA/SOEREN STACHE
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Die Grünen in Deutschland stehen vor einem Generationenwechsel. Claudia Roth, Renate Künast und auch Jürgen Trittin werden nicht mehr für ihre Positionen kandidieren.

Claudia Roth, Jürgen Trittin, Renate Künast - drei Charaktere, die jahrelang das Bild der deutschen Grünen geprägt haben, treten zurück. Sie wollten bei der Bundestagswahl die Partei in neue Höhen führen, doch es wurde ein Rückschlag. Die Grünen wähnten sich bundesweit im Aufstieg, die Kanzlerin verkündete die Energiewende, man stellte erstmals einen Ministerpräsidenten und dann das: Ernüchterung in Form von nur 8,4 Prozent Zustimmung der Wähler bei der Bundestagswahl am Sonntag. Alle drei Parteigranden kündigten an, nicht mehr für ihre Position kandidieren zu wollen.

Schon direkt nach der Wahl wurde verlautbart, Parteivorstand und Parteirat würden sämtliche Ämter zur Verfügung stellen. Rasch wurde klar, die Grünen brauchen einen Generationenwechsel. Nach Parteichefin Claudia Roth und der Fraktionsvorsitzenden Renate Künast erklärte am Dienstag schließlich auch der zweite Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin seinen Rückzug von dieser Position.

Trittin war gemeinsam mit Katrin Göring-Eckart als Spitzenkandidat in die Wahl gegangen. Die Partei brauche einen personellen Neuanfang, soll er laut "Spiegel online" gesagt haben - gefolgt von langem Applaus. Trittin war nach der Niederlage der Grünen in seiner Partei zunehmend unter Druck geraten. Ihm wurde vorgeworfen, als Spitzenkandidat mit dem Schwerpunkt soziale Gerechtigkeit im Wahlkampf falsche Akzente gesetzt zu haben. In die zunehmend angespannte Debatte bei den Grünen griff auch der langjährige Fraktionschef und Außenminister Joschka Fischer mit scharfer Kritik ein. "Es scheint fast, als ob die derzeitige Führung der Grünen älter geworden ist, aber immer noch nicht erwachsen", sagte er dem "Spiegel". Es sei ein fataler Fehler gewesen, die Grünen strategisch auf einen Linkskurs zu verringern, sagte Fischer. Damit sei die Partei in der Konkurrenz zu SPD und Linken gnadenlos untergegangen.

Die Koalitionsverhandlungen will Trittin aber noch führen, gemeinsam mit Göring-Eckart. "Über Sondierungswünsche entscheidet nicht CSU", schreibt Trittin auf Twitter. Göring-Eckart meldete am Dienstag auch Interesse für die Nachfolge von Künast an.

Roth will Bundestags-Präsidentin werden

Dienstagvormittag bestätigte bereits Grünen-Vorsitzende Claudia Roth: Sie werde im Herbst "nicht mehr antreten für die Wahl des Bundesvorstands", sagte Roth im ARD-"Morgenmagazin". Der Grünen-Bundesvorstand werde sich "in Gänze einer Neuwahl" stellen, um eine "Neuausrichtung" der Partei zu ermöglichen. Roths bisheriger Co-Parteichef Cem Özdemir will im Amt bleiben und sich wieder zur Wahl stellen.

"Ich möchte mich gern in der Fraktion bewerben für das Amt der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags", sagte Roth weiter. Mit Blick auf mögliche Koalitionsgespräche mit der Union fügte sie hinzu, die Grünen seien "bereit, mit demokratischen Parteien zu sondieren". Ihre Partei sei aber "nicht der Ersatz für einen abhanden gekommenen Koalitionspartner" von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Voraussetzung seien "inhaltliche Anknüpfungspunkte".

Die Union war bei der Bundestagswahl am Sonntag mit Abstand stärkste Kraft geworden, braucht aber einen Koalitionspartner. Der bisherige Bündnispartner FDP scheiterte an der Fünfprozenthürde. Die Grünen blieben mit 8,4 Prozent weit hinter den Erwartungen zurück. Im Gespräch sind nun eine Große Koalition von Union und SPD sowie ein schwarz-grünes Bündnis.

(APA/AFP)

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