USA-Iran: Sanktionen könnten gelockert werden

Iran's President Hassan Rohani addresses a High-Level Meeting on Nuclear Disarmament during the 68th United Nations General Assembly at U.N. headquarters in New York
Iran's President Hassan Rohani addresses a High-Level Meeting on Nuclear Disarmament during the 68th United Nations General Assembly at U.N. headquarters in New YorkREUTERS
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Washington stellt bei Kooperation des Iran Erleichterungen bei Strafmaßnahmen in Aussicht. Teheran ist skeptisch.

Teheran/Washington/Jerusalem. In Teheran hat man erste Vorbereitungen für die große Auseinandersetzung mit den USA getroffen – eine Auseinandersetzung, die aber nicht auf einem Schlachtfeld, sondern auf einem Spielfeld ausgetragen werden soll. „Wir haben die Zustimmung des amerikanischen Verbands für ein Fußballturnier, an dem beide Nationalmannschaften teilnehmen werden“, sagte der Präsident des iranischen Fußballverbands, Ali Kafashian, am Freitag. Im Jahr 2000 trafen die Fußballmannschaften des Iran und der USA das letzte Mal aufeinander. Dass man nun gemeinsam ein Turnier veranstalten will, ist ein weiterer kleiner Schritt, den beide Länder auf ihrem Weg der Annäherung aufeinander zugehen.

In Washington signalisiert man immer deutlicher die Bereitschaft, die Strafmaßnahmen gegen den Iran zu lockern. Die Sanktionen wurden wegen des Streits um das iranische Atomprogramm verhängt. Die USA, Israel und eine Reihe europäischer Staaten verdächtigen Teheran, nach Atomwaffen zu streben. Das iranische Regime beteuert, das Nuklearprogramm diene ausschließlich friedlichen Zwecken.

Iran soll Urananreicherung reduzieren

Bei einigen der Strafmaßnahmen könne es Erleichterungen geben, wenn der Iran die Urananreicherung verlangsame und bessere Aufklärung über das gesamte Atomprogramm ermögliche, sagte in der Nacht auf Freitag die US-Chefunterhändlerin Wendy Sherman vor einem Senatsausschuss. Zuvor hatte bereits US-Außenminister John Kerry von Teheran ein „Entgegenkommen“ für eine Lockerung der Sanktionen verlangt: Der Iran solle den Grad der Urananreicherung reduzieren. Derzeit reichert Teheran in der lange geheim gehaltenen Anlage in Fordo Uran auf 20 Prozent an. Für Atomkraftwerke benötigt man nur auf etwa 3,5 Prozent angereichertes Uran, für Bomben müssten es aber 85 Prozent sein. Zudem solle der Iran das Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag unterzeichnen, das unter anderem unangekündigte Besuche der Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA ermöglicht, sagte Kerry.

Im iranischen Parlament wächst jedoch der Widerstand gegen eine Unterzeichnung des Zusatzprotokolls. Teheran halte sich strikt an die Vorgaben des Atomwaffensperrvertrages, eine Annahme des Zusatzprotokolls sei etwas Freiwilliges, erklärte der Abgeordnete Gholam Ali Haddad Adel. „Warum soll das dem Iran aufgezwungen werden?“

Netanjahu: „Wir sind keine Idioten“

Auch einige republikanische Abgeordnete im US-Kongress sehen die Annäherung beider Länder kritisch. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel fühlte sich genötigt, klarzustellen, dass das Zugehen auf den Iran „keine Kapitulation“ sei. Erst vergangene Woche hatten US-Präsident Barack Obama und Irans neuer Präsident Hassan Rohani miteinander telefoniert. Es war der erste direkte Kontakt zwischen Präsidenten beider Staaten seit dem Umsturz im Iran 1979. Damals war in Teheran das mit Washington verbündete Regime des Schahs von der Macht verdrängt und ein schiitischer „Gottesstaat“ errichtet worden.

Mit Skepsis reagiert man auf das Tauwetter zwischen Washington und Teheran vor allem in Israel. „Ich würde eine echte Anstrengung begrüßen, Irans Atomprogramm zu stoppen“, sagte der israelische Premier Benjamin Netanjahu in einem Interview mit dem persischen Dienst der BBC. „Aber wir sind keine Idioten.“ (APA/Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2013)

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