In den vergangenen drei Monaten wurden in Tirol 577 syrische Flüchtlinge aufgegriffen und nach Italien zurückgeschoben.
Wien. Immer mehr syrische Flüchtlinge gelangen bis nach Österreich. In den vergangenen drei Monaten - zwischen Juli und 8. Oktober - sind in Tirol insgesamt 577 syrische Flüchtlinge aufgegriffen worden, die über den Brenner nach Österreich gelangten. Insgesamt gab es in diesem Zeitraum 1336 Aufgriffe. Nach Syrien kamen die meisten Flüchtlinge aus Eritrea (108) und Somalia (80).
Die zurückgeschobenen Personen - darunter auch Familien mit Kleinkindern und Schwangere - wollten laut Harald Baumgartner von der Tiroler Fremdenpolizei weder in Italien noch in Österreich um Asyl ansuchen, sondern zumeist nach Deutschland und Schweden gelangen. „Daher wurden sie im Rahmen des Rückübernahmeabkommens mit Italien zurückgeschoben", sagt Baumgartner. Angesichts dieser hohen Zahl bezeichnete das italienische Nachrichtenmagazin „L'Espresso" den Brenner als „neuen Eisernen Vorhang". So werde der Brenner „zum Symbol jenes Europas, das Migranten als interne italienische Angelegenheit betrachtet."
Die Behauptung des Magazins, die österreichische Regierung habe zuletzt „unzählige Polizisten an die Grenze geschickt, um zu patrouillieren", weist die Fremdenpolizei zurück. Es gebe weder verstärkte Kontrollen, noch seien mehr Beamte im Einsatz als sonst.
Zum Hintergrund: Aus Italien oder einem anderen sicheren Drittland eingereiste Flüchtlinge werden gemäß EU-Regelung in das Drittland zurückgeschoben. Laut der Dublin II-Verordnung ist in der EU jenes Land für die Flüchtlinge zuständig, in dem sie erstmals europäischen Boden betreten.
(kb)