Kroatien: Kommt Volksabstimmung gegen die serbische Minderheit?

Kroatische Nationalisten demonstrieren in Vukovar
Kroatische Nationalisten demonstrieren in VukovarReuters
  • Drucken

Eine Volksinitiative aus Vukovar will den gesetzlichen Anspruch auf Zweisprachigkeit vor Behörden und Gerichten massiv erschweren.

Nach dem Referendum gegen die Homo-Ehe vom Sonntag ist in Kroatien eine weitere Volksabstimmung gegen eine Minderheit geplant. Diesmal geht es gegen die Serben im Land: Der „Rat für die Verteidigung eines kroatischen Vukovar" hat am Montag bekannt gegeben, die nötigen Stimmen für ein Referendum gegen die Zweisprachigkeit in serbisch besiedelten Regionen des Landes beisammen zu haben. Das Ergebnis wollen die Initiatoren am Mittwoch präsentieren.


Auslöser für die Aktion war die Umsetzung des Minderheitengesetzes in der ostslawonischen Stadt Vukovar. Dort macht die serbische Minderheit mehr als 33 Prozent der Bevölkerung aus. Deshalb waren Anfang September Amtstafeln auf Behörden nicht nur in lateinischer, sondern auch in kyrillischer Schrift angebracht worden. Gegen die Entscheidung hatte sich eine Front aus konservativen Parteien und Veteranen der Balkankriege der 1990er-Jahre gebildet.

Recht erst ab 50-Prozent an Bevölkerung?

Von den rund 4,3 Millionen Bewohnern Kroatiens sind (bzw. waren laut Volkszählung 2001) rund 200.000 Serben; allerdings gaben bei der Zählung 2011 nur etwa 53.000 Personen Serbisch als Muttersprache an.

Die kroatische Gesetzeslage schreibt Zweisprachigkeit vor Behörden und Gerichten vor, wenn eine Minderheit ein Drittel der Bevölkerung ausmacht. Der erwähnte „Rat" will diese Grenze, ab welcher Minderheiten per Verfassung das Recht auf die Nutzung ihrer Sprache haben, von einem Drittel auf 50 Prozent anheben. Für ein Referendum sind 450.000 Unterschriften nötig. (APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.