Schwedens Außenminister wirft Russland eine Kampagne gegen die EU-Annäherung der Ukraine vor - und kritisiert auch Janukowitsch massiv.
Schwedens Außenminister Carl Bildt hat Russland vorgeworfen, gegen die EU-Annäherung der Ukraine einen "Propaganda-Krieg" mit "Lügen" zu führen. Bildt sagte am Montag vor Gesprächen der EU-Außenminister mit ihrem russischen Kollegen Sergej Lawrow in Brüssel, dies und umfassende Handelsmaßnahmen hätten die Ukraine von russischer Seite unter Druck gesetzt.
"Was wir von russischer Seite gesehen haben, ist, dass sie gegen das Abkommen (zwischen der EU und der Ukraine, Anm.) eine ziemlich umfassende Propaganda-Kampagne gestartet haben, die auf Missverständnissen beruht und manchmal auf kompletten Lügen", sagte Bildt.
Der schwedische Außenminister warf aber auch dem ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch vor, "mit gespaltener Zunge" zu sprechen. "Er sagt an einem Tag dies und an einem anderen das." So habe Janukowitsch beim Gipfel der Östlichen Partnerschaft in Vilnius noch erklärt, er wolle das Assoziierungsabkommen mit der EU bald unterzeichnen, kurz darauf habe er das ukrainische Verhandlungsteam entlassen. Wenn die EU eine klare Botschaft aus Kiew bekommen würde, könnte das Assoziierungsabkommen mit der Ukraine noch Ende dieser Woche beim EU-Gipfel in Brüssel unterzeichnet werden, sagte Bildt.
"Abbrauch der Verhandlungen wäre Fehler"
"Mit Präsident Janukowitsch muss ein hartes Wort geredet werden", sagte auch der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn. Ein Abbruch der Verhandlungen mit Kiew wäre aber ein Fehler. Die EU müsse den Spagat schaffen und einerseits den Menschen in Kiew erklären, dass sie keine Türen schließe. "Andererseits müssen wir wieder ein vernünftiges Verhältnis, auch eine Kooperation mit Russland herstellen."
Ungeachtet der mahnenden Stimmen aus Europa und der prowestlichen Proteste in Kiew wollen Kremlchef Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch ihre Zusammenarbeit mit mehreren Abkommen stärken. Ein dickes Paket an Dokumenten liege für die russisch-ukrainischen Regierungskonsultationen an diesem Dienstag in Moskau bereit, teilte der Kreml mit.Russland hat der nahezu bankrotten Ukraine neue Finanzhilfen in Milliardenhöhe in Aussicht gestellt. "Ich bezweifle nicht, dass ein Kredit bewilligt würde, falls es eine entsprechende Anfrage gibt", sagte der Wirtschaftsberater von Präsident Wladimir Putin, Andrej Beloussow, am Montag russischen Agenturen zufolge.
Die geplante engere Partnerschaft mit Russland und Janukowitschs Verzicht auf eine EU-Partnerschaft sind die Auslöser für die seit Wochen andauernden Proteste von Regierungsgegnern in der Ukraine. Wegen dringend nötiger Milliardenhilfen verhandelt das verarmte Land mit seinen mehr als 45 Millionen Einwohnern mit der EU und mit Russland.