Sotschi: Fischer hält nichts von Olympia-Boykott

INTERVIEW MIT BP HEINZ FISCHER
INTERVIEW MIT BP HEINZ FISCHERAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Österreich habe zu Russland korrekte Beziehungen, sagt Heinz Fischer. Welche "hochrangigen Persönlichkeiten" an den Winterspielen teilnehmen sollen, lässt der Bundespräsident offen.

Bundespräsident Heinz Fischer lehnt im Interview mit der Nachrichtenagentur APA einen Boykott der Olympischen Spiele in Sotschi ab: "Es wird definitiv keinen Boykott geben", stellt Fischer klar. Österreich habe mit Russland korrekte und seriöse Beziehungen. "Ich glaube, dass man mit anderen Mitteln und Argumenten dem Anliegen der Menschenrechte besser dienen kann". Ob er selbst daran teilnehmen will, lässt der Bundespräsident offen: "Österreich wird in verantwortungsvoller Weise entscheiden, durch welche hochrangigen Persönlichkeiten wir bei der Eröffnung der Olympischen Spiele vertreten sein sollen", so Fischer.

"Glaube an Sebastian Kurz"

Der neue Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) sagte dazu vor kurzem in der "Presse": "Es gibt einen Sportminister. ÖOC-Präsident Karl Stoss hat mich gefragt, ob ich kommen möchte. Ich werde das noch entscheiden. Meine Priorität wird sein, mich bei den Nachbarn vorzustellen und bei den Amtskollegen in der EU." Apropos: Dem erst 27-jährigen Außenminister Kurz gibt Fischer einen Vertrauensvorschuss. "Für mich ist die Tatsache, dass er jünger als mein Sohn ist, kein Hindernis, ihm Erfolg zu wünschen und auch an diesen Erfolg zu glauben", sagt Fischer im Interview.

Angesprochen auf die Sotschi-Absage des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck meint Fischer: "Bundespräsident Gauck will das nicht als 'politisches Zeichen' verstanden wissen und auch ich halte nichts von einem politischen Boykott." Neben Gauck kündigte auch Frankreichs Präsident Francois Hollande an, nicht teilnehmen zu wollen.

Kritik an niedriger Entwicklungshilfe

Angesichts des dramatischen politischen Richtungskampfs in der Ukraine glaubt Fischer nicht, dass das letzte Wort über den künftigen Weg schon gesprochen ist. Ihm wäre wichtig, "dass die Ukraine und die EU enge Beziehungen haben".

Kritik übt Fischer an der niedrigen Entwicklungshilfe Österreichs: "Wahr ist, dass wir ziemlich weit entfernt sind vom hochgesteckten Ziel von 0,7 Prozent des BIP. Es besteht die Gefahr, dass die knappen operativen Mittel für 2013 in den nächsten Jahrzehnten gekürzt werden. Das würde ich sehr bedauern, weil es um Hilfe für die Ärmsten geht."

"Sehr freuen" würde sich Fischer über die Umbennenung des Karl-Lueger-Platz in Nelson-Mandela-Platz: "Es wäre schön wenn es eine Entscheidung wäre, auf die keinerlei Schatten fällt, auch nicht der Schatten enttäuschter Lueger-Anhänger."

(APA/Red.)

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