Sicherheitskräfte suchten nach Komplizen der Attentäter und nahmen 87 Menschen bei Razzien fest. Gespannt warten die Russen auf die Worte von Präsident Putin in seiner Neujahrsansprache.
Nach den tödlichen Anschlägen in Wolgograd hat der russische Präsident Wladimir Putin verschärfte Anstrengungen für die Sicherheit der Olympischen Winterspiele in Sotschi angekündigt. Russland werde "entschieden und unnachgiebig den Kampf gegen Terroristen bis zu deren vollständigen Ausradierung fortsetzen", sagte Putin am Dienstag in seiner Neujahrsansprache laut Interfax.
Es waren die ersten öffentlichen Äußerungen des Präsidenten zu den zwei Anschlägen in der südrussischen Stadt Wolgograd mit mindestens 34 Toten und Dutzenden Verletzten. Die beiden Anschläge binnen 24 Stunden haben die Sorge um die Sicherheit rund um die Olympischen Winterspiele vergrößert, die im Februar im russischen Sotschi stattfinden.
Mit Spannung wurde erwartet, ob Präsident Wladimir Putin in seiner traditionellen Ansprache in der Silvesternacht Bezug nimmt auf den Bombenterror. Der Kremlchef wollte Medienberichten zufolge seine Landsleute eigentlich festlich auf das neue Jahr einstimmen.
Wolgograd und einige andere Städte sagten Silvesterfeiern aus Sicherheitsgründen und als Zeichen der Trauer ab. In Moskau wollten aber Tausende auf dem Roten Platz im Zentrum das neue Jahr begrüßen.
Razzien und Festnahmen
Nach den beiden Selbstmordanschlägen hat Russland Tausende zusätzliche Sicherheitskräfte in die Region entsandt. Etwa 5200 Polizisten und Soldaten sollten nach möglichen Komplizen der Attentäter suchen und das öffentliche Leben an den Neujahrstagen sichern, teilte das Innenministerium mit.
Bei Razzien seien mindestens 87 Menschen festgenommen worden, deren Dokumente ungültig gewesen seien, sagte Sprecher Andrej Piliptschuk. Der Kreml hat landesweit verschärfte Sicherheitsmaßnahmen angeordnet.
Opferzahl gestiegen
Die Zahl der Toten bei den Terroranschlägen stieg unterdessen auf insgesamt 34. Drei Schwerverletzte seien im Krankenhaus gestorben, teilte das Zivilschutzministerium am Dienstag mit. Damit starben beim Bombenanschlag auf einen Linienbus am Vortag 16 Passagiere und beim Attentat im Hauptbahnhof der Industriestadt am Sonntag 18 Menschen, darunter auch Sicherheitskräfte.
Sie sollen posthum staatliche Auszeichnungen erhalten. Die russische Regierung stellte auch umgerechnet 2,2 Millionen Euro Soforthilfe für Hinterbliebene bereit. In Kliniken in Wolgograd und Moskau liegen noch 64 Verletzte.
Sorge um Olympische Spiele
Die Anschläge innerhalb von nur 24 Stunden schüren Sorgen um die Sicherheit der Olympischen Spiele, die im Schwarzmeerkurort Sotschi stattfinden. Islamisten aus dem Konfliktgebiet Nordkaukasus hatten gedroht, die Wettkämpfe zu stören. Die Winterspiele gelten auch als Prestigeprojekt von Putin. Wolgograd, das bis 1961 Stalingrad hieß, liegt etwa 700 Kilometer von Sotschi entfernt. Zu den Anschlägen bekannte sich bisher niemand.
Die USA boten Russland für Olympia eine engere Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen an. Washington sage Moskau "volle Unterstützung" für die Vorbereitung der Spiele zu, teilte das Weiße Haus mit. Putin bot seinerseits US-Präsident Barack Obama in einem Neujahrsschreiben einen konstruktiven Dialog in internationalen Fragen an.
Schwierige Lage im Kaukasus
Der Moskauer Politologe Alexej Malaschenko warnte davor, den ganzen Nordkaukasus als Konfliktgebiet zu sehen. "Mit ihrem Gerede von einem "Kaukasus-Emirat" erzürnen die Islamisten viele Menschen in der Region", sagte der Experte vom Carnegie-Zentrum dem Fernsehen.
In der Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus kamen zwei Menschen durch einen Sprengsatz ums Leben. Vier Polizisten wurden zudem verletzt, als eine Bombe unter ihrem Auto explodierte. In dem Gebiet kommt es fast täglich zu Gefechten zwischen Extremisten und Soldaten.
(APA/dpa/Reuters)