Russland: Kirche will Referendum über Homosexualität

APA/EPA/MAXIM SHIPENKOV
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Kurz vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele in Sotschie hofft ein als Hardliner bekannter Erzpriester auf ein Verbot "solcher sexuellen Kontakte".

Wsewolod Tschaplin sorgt regelmäßig für Aufsehen. Einmal mehr ist es das Thema Homosexualität, mit dem der russisch-orthodoxe Erzpriester nun in die Schlagzeilen kam: Kurz vor dem Beginn der Olympischen Winterspiele in Sotschi hat Tschaplin ein Referendum zum Verbot homosexueller Beziehungen vorgeschlagen.

Er sei „überzeugt, dass solche sexuellen Kontakte vollständig aus dem Leben unserer Gesellschaft verbannt werden sollten“, sagte Tschaplin der Onlineausgabe der Tageszeitung „Iswestija". Es sei daher „keine Frage, dass die Gesellschaft das Thema diskutieren sollte, weil wir in einer Demokratie leben".

Mit Blick auf stetige Kritik westlicher Staaten an der Menschenrechtslage in Russland sagte der Erzpriester regierungsnahen Zeitung weiter, „die Mehrheit unserer Menschen und nicht irgendwelche Mächte außerhalb“ solle „entscheiden, was ein kriminelles Vergehen ist und was nicht". Wenn homosexuelle Beziehungen „durch moralischen Druck“ unterbunden werden könnten, sei dies „umso besser". „Aber wenn wir auf Unterstützung durch das Recht zurückgreifen müssen, lasst uns die Menschen fragen, ob sie dazu bereit sind“, sagte Tschaplin.

Aktion von Pussy-Riot "schlimmer als Mord"

Der Erzpriester, der auch regelmäßig im Fernsehen auftritt, ist seit 2009 im Auftrag des Patriarchats für die Beziehungen der russisch-orthodoxen Kirche zur Gesellschaft zuständig. Er tritt vor allem als moralischer Mahner auf, wenn er etwa gegen zu freizügige weibliche Bekleidung wettert, gegen das "Punk-Gebet" der Gruppe "Pussy-Riot" (das den drei jungen Frauen später Lagerhaft einbrachte), das er mit den Worten, es sei "schlimmer als Mord" verurteilte, oder wie nun zum wiederholten Male, gegen Homosexualität.

Die Situation von Homosexuellen in Russland ist insbesondere vor den Olympischen Spielen in der Schwarzmeerstadt Sotschi ein Streitthema zwischen der Führung in Moskau und westlichen Staaten. Im vergangenen Jahr hatte Russlands Staatschef Wladimir Putin ein Gesetz unterzeichnet, das homosexuelle Handlungen vor Minderjährigen bei Strafe verbietet.

(APA/AFP/Red.)

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