Schweiz: Volksabstimmung über Gripen-Kampfjets

Zwei Gripen der ungarischen Luftwaffe
Zwei Gripen der ungarischen LuftwaffeEPA
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Der 2011 von der Regierung beschlossene Kauf der ultramodernen Saab "Gripen NG" hängt wieder in der Schwebe. Die Schweiz wäre der erste Kunde für den Jet, eine Volksinitiative will den Kauf kippen.

In der Schweiz muss der an sich bereits 2011 vom Bundesrat (der Regierung) beschlossene Kauf von 22 schwedischen Mehrzweckkampfflugzeugen des Herstellers Saab vom Typ "Gripen" (Greif) doch noch einer Volksabstimmung unterzogen werden: Gegner der Beschaffung haben am Dienstag 100.000 Unterschriften für ein Referendum eingereicht - doppelt so viele, wie nötig sind.

Der Kauf der 22 Flugzeuge soll gut 3,1 Milliarden Franken (2,5 Mrd. Euro) kosten. Inklusive Betrieb und Unterhalt sollen es aber laut den Gegnern mehr als acht Milliarden Euro sein. Im übrigen reiche, so heißt es, die jetzige Luftwaffe mit ihren etwa 30 modernen amerikanischen F-18 "Hornet"-Jets und 56 älteren F-5 "Tiger" aus, um den Luftraum des kleinen Landes zu verteidigen. Zuletzt deuteten Umfragen an, bei einem Referendum - es wird voraussichtlich Mitte Mai stattfinden - würde die Mehrheit der Schweizer gegen die Gripen-Jets stimmen.

Milliarden für ein "Papierflugzeug"?

Die Gegner, die vor allem linke und pazifistische Gruppen, Grüne und Sozialdemokraten umfassen, bringen auch vor, dass man nicht Milliardenbeträge für Flugzeuge ausgeben wolle, die bisher nur auf dem Papier existierten. In der Tat hat die Regierung nämlich den neuesten Typ der Gripen bestellt, die Version Gripen E/F (auch "NG" für "Next Generation"), die bisher nur als Prototyp existiert. Die NG besitzt im Vergleich mit den Vorgängertypen unter anderem ein neues Radar, verbesserte Selbstschutzsysteme und mehr externe Aufhängepunkte für Lasten.

Saab hatte sich vor wenigen Jahren mit der Gripen NG um einen enormen Auftrag für Indien beworben (es ging um langfristig mehr als 126 Stück), aber 2012 gegen die "Rafale" des französischen Konzerns Dassault verloren.

Draken, fotografiert aus einer Hercules des Bundesheers
Draken, fotografiert aus einer Hercules des BundesheersWolfgang Greber

Die Gripen an sich ist der historische Nachfolger der "Viggen" und der noch älteren "Draken", den auch das Bundesheer geflogen hat. 1995 hat die Serienfertigung so richtig begonnen, ein richtiger Renner wurde das relativ kleine und technisch hochgelobte schwedische Flugzeug auf dem Weltmarkt indes nicht: Bisher sollen erst mindestens 235 Stück erzeugt worden sein, die meisten (rund 200) für Schwedens Luftwaffe, die derzeit laut dem Fachmagazin "Flightglobal" noch 155 im aktiven Einsatz bzw. rasch verfügbar eingelagert hat. Andere Nutzer (inklusive Leasing sowie gebrauchter Gripen der Schweden) sind Tschechien und Ungarn (je 14 Stück), Thailand (zwölf) und Südafrika (26 bestellt, mindestens 17 davon ausgeliefert).

Großer brasilianischer Fisch

Zuletzt allerdings zog Saab überraschend doch einen dicken Fisch an Land: Brasilien bestellte nach jahrelangem hin und her, bei dem zwischenzeitlich die Rafale der Franzosen Sieger zu sein schien, im Dezember 36 Stück der NG-Version. Weitere Interessenten sind u. a. Dänemark, Bulgarien und Mexiko; in Österreich schied die Gripen einst gegen die "Typhoon" von Eurofighter aus.

Foto unten: Zwei F-18 der Schweizer Luftwaffe.

Schweizer F-18 Hornets
Schweizer F-18 Hornets Schweizer Luftwaffe

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