NSA kann Computer ohne Internetzugang ausspähen

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USA NSA SURVEILANCEAPA/EPA/JIM LO SCALZO
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Der US-Geheimdienst installierte einem Bericht zufolge auf 100.000 Geräten weltweit Spionagesoftware. Auch die EU ist betroffen.

Der US-Geheimdienst NSA hat einem Zeitungsbericht zufolge weltweit auf rund 100.000 Computern Spionagesoftware installiert. Damit könne er diese Geräte überwachen oder für Cyberangriffe nutzen, schreibt die "New York Times" unter Berufung auf Dokumente des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden, Computer-Experten und US-Regierungskreise.

Die NSA habe sich zumeist Zugang zu Computer-Netzwerken verschafft, um das Programm einzuspeisen, aber auch eine geheime Funktechnik genutzt, um Geräte auszuspähen, die nicht mit dem Internet verbunden und besonders geschützt seien. Dazu seien heimlich Bauteile in die Computer wie etwa USB-Karten eingesetzt worden. In den meisten Fällen müssten diese von Agenten, Herstellern oder ahnungslosen Nutzern eingebaut worden sein.

Die NSA habe damit das chinesische und russische Militär sowie Drogenkartelle überwacht - aber auch Handelsinstitutionen der EU und Verbündete im amerikanischen Anti-Terror-Kampf wie Saudi-Arabien, Indien und Pakistan, berichtet das Blatt. Hinweise, dass die NSA dieses "Quantum" genannte Programm auch innerhalb der USA eingesetzt habe, gebe es nicht.

Der Internetexperte James Andrew Lewis sagte der New York Times: "Das Neue an den Enthüllungen sind die ausgereiften Möglichkeiten der NSA, um in Computer und Netzwerke einzusteigen, auf die sich niemand zuvor Zugriff verschaffen konnte."

"Katastrophale Attacke gegen USA abwenden"

Die von US-Präsident Barack Obama eingesetzte Expertengruppe für die Reform des Geheimdienstes NSA hat unterdessen die umfassenden Überwachungsprogramme verteidigt. Das Programm müsse nur einmal erfolgreich sein, um "von unschätzbarem Wert" für die Terrorabwehr der USA zu sein, sagte der frühere Vizechef des Auslandsgeheimdienstes CIA, Michael Morell, am Dienstag (Ortszeit).

Das NSA-Programm sei geeignet, "eine katastrophale Attacke gegen die USA abzuwenden", sagte Morell bei einer Anhörung vor dem Justizausschuss des Senats. Drei Tage vor der mit Spannung erwarteten NSA-Rede Obamas bekräftigte Morell vor den Senatoren aber auch Reformforderungen der Expertengruppe. Ein im Dezember veröffentlichter Bericht macht dazu 46 Vorschläge. Insbesondere geht es dabei um das Programm, dass der NSA die Speicherung von Telefondaten über einen Zeitraum von fünf Jahren ermöglicht. Zwar werden nur Metadaten wie Telefonnummern und Anrufdauer gespeichert und nicht Inhalte, dennoch ist die Frucht vor Missbrauch groß.

Die Abhörpraktiken der NSA haben weltweit für Empörung gesorgt. Ans Licht kamen sie durch den Ex-Geheimdienstmitarbeiter Snowden. Seit Monaten lässt er immer neue Details durchsickern, die das Ausmaß der Lauschangriffe offenbaren. Russland gewährt ihm derzeit Asyl. In den USA soll ihm der Prozess wegen Geheimnisverrats gemacht werden.

(APA/Reuters)

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