Ex-Gouverneur von Virginia wegen Korruption angeklagt

Ex-Gouverneur Robert McDonnell.
Ex-Gouverneur Robert McDonnell.(c) Reuters
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Robert McDonnell und seine Frau haben sich von einem Unternehmer Luxusgüter, Flüge im Privatjet und Privatkredite im Wert von mehr als 140.000 Dollar spendieren lassen.

Vom möglichen nächsten Präsidentschaftskandidaten der Republikaner zum ersten Gouverneur von Virginia, dem der Strafrichter droht: der Absturz von Robert McDonnell hat nicht einmal ein Jahr gedauert. Am Dienstag gab das US-Justizministerium die Anklage gegen den 59-jährigen und seine Frau Maureen bekannt.

Über gut zwei Jahre hinweg sollen die McDonnells den früheren Zigarettenhersteller Jonnie R. Williams um Geschenke, Darlehen, Reisen im Jet und sonstige geldwerte Zuwendungen angebettelt haben. Im Gegenzug durfte sich Williams, der nun eine Firma für Nahrungsergänzungsmittel namens Star Scientific betreibt, im Prestige des Gouverneurspaares sonnen. Unter anderem stellte McDonnell ihm seinen Amtssitz in Richmond für die Vorstellung einer neuen, behördlich nicht zugelassenen Diätpille zur Verfügung.

Jahrzehntelange Haftstrafen drohen

Die Liste der unerlaubten Geschenke an das Gouverneurspaar umfasst unter anderem zwei Abendroben des Designers Oscar de la Renta, Taschen und Schuhe von Louis Vuitton, eine silberne Rolex sowie massenhaft Golfbekleidung. Die McDonnells sind wegen 14 Straftaten angeklagt, darunter Meineid und Betrug. Sollten sie schuldig gesprochen werden, drohen ihnen im äußersten Fall jahrzehntelange Haftstrafen. Daran ändert der Umstand nichts, dass sie die mehr als 140.000 Dollar an Zuwendungen mit Zins und Zinseszins zurückgezahlt haben.

McDonnell, der sein Amt 2010 angetreten hatte und vorige Woche vom Demokraten Terry McAuliffe abgelöst wurde, galt als besonnener Technokrat und Vertreter der gemäßigten Strömung in der republikanischen Partei. Eine Zeit lang war er als Vizepräsidentenkandidat für Mitt Romney im Gespräch. Nach der Niederlage Romneys im November 2012 wurde McDonnells Name immer wieder in Spekulationen über die republikanische Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2016 erwähnt.

"Wir sind pleite!"

Die problematische Beziehung der McDonnells zum Diätpillen-Unternehmer Williams flog im März 2012 auf, als der Koch der Gouverneursresidenz Dokumente an die Justizbehörden übergab, die belegten, dass Williams im Jahr 2011 die Kosten für das Catering bei der Hochzeit der McDonnell-Tochter bezahlt hatte. Der Gouverneur hatte diese 15.000 Dollar nicht offen gelegt und sich später in einen Wirbel geredet, als er meinte, Virginias gesetzliche Offenlegungspflicht für Geschenke an Amtsträger gelte hier nicht, weil das ein Hochzeitsgeschenk an seine Tochter und keine Zuwendung an ihn selber gewesen sei.

Die Ermittlungen legten daraufhin offen, dass die McDonnells sich mit dem Kauf mehrerer Ferienhäuser überhoben haben dürften. Williams gewährte Maureen McDonnell, einer früheren Cheerleaderin des American-Football-Teams Washington Redskins, unter anderem einen Kredit über 50.000 Dollar; später stellte er dem Gouverneur und seiner Schwester Schecks über weitere 70.000 Dollar aus, um Hypothekenraten bezahlen zu können.

Wie knapp die McDonnells schon bei Amtsantritt bei Kasse waren, zeigt eine E-Mail von Maureen McDonnell an einen ihrer Mitarbeiter im Gouverneursbüro aus der Zeit unmittelbar vor Amtsantritt im Jänner 2010: "Wir sind pleite, haben unverschämte Kreditkartenschulden, und diese Angelobung bringt uns um!" Ihre ursprüngliche Bitte an Williams, ihm für die Inaugurationsfeierlichkeiten ihres Gatten ein Oscar-de-la-Renta-Kleid zu spendieren, zog sie nach dem Protest dieses Mitarbeiters zwar zurück. Ein Jahr später bezahlte ihr der Unternehmer allerdings einen rund 20.000 Dollar teuren Shopping-Ausflug nach New York.

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