Ukraine: Streit um "diktatorische Vollmachten"

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UKRAINE EU PROTEST APA/EPA/MAXIM SHIPENKOV
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Die Opposition verlangt eine Verfassungsänderung als Ausweg aus der schweren innenpolitischen Krise. EU-Parlament drängt auf Sanktionen.

In der krisengeschüttelten Ukraine streiten Regierung und Opposition vehement über eine Verfassungsänderung. Die Gegner von Präsident Viktor Janukowitsch verliehen ihren Forderungen am Donnerstag mit einem Marsch zum Parlament in Kiew Nachdruck. Mehrere tausend Menschen verlangten eine Rückkehr zur Verfassung von 2004, die dem Parlament und der Regierung erheblich mehr Rechte eingeräumt hatte.

Es gehe darum, die "diktatorischen Vollmachten" Janukowitschs zu beseitigen, sagte der Oppositionspolitiker Arseni Jazenjuk von der Partei der inhaftierten Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko. Jazenjuk sagte, dass seine Partei einen Gesetzentwurf für eine Verfassungsänderung vorgelegt habe. Parlamentspräsident Wladimir Rybak hingegen betonte, die Parteien hätten eine Sonderkommission zur Vorbereitung einer Verfassungsänderung abgelehnt.

Kommt gemeinsame Übergangsregierung?

Die Opposition brachte sich indes bereits für eine mögliche Übergangsregierung in Stellung. So ist die Partei Udar (Schlag) von Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko offenbar bereit, Jazenjuk zum neuen Ministerpräsidenten zu wählen. Solange Staatschef Janukowitsch im Amt sei, werde Udar sich zwar nicht selbst an der Regierung beteiligen, betonte der Parlamentarier Waleri Pazkan am Mittwochabend in einer Fernsehsendung. Die Partei könne aber einer möglichen Übergangsregierung aus Opposition und Mitgliedern von Janukowitschs Partei bei der Lösung der Wirtschaftskrise helfen, sagte Pazkan.

Ministerpräsident Mykola Asarow war auf Druck der Opposition vor gut einer Woche zurückgetreten. Nach dem Gesetz hat der Präsident 60 Tage Zeit, um eine neue Regierung zu ernennen. Janukowitsch hat den bisherigen Vizepremier Sergej Arbusow zum kommissarischen Regierungschef mit ausgeweiteten Vollmachten ernannt. Zuvor hatte der frühere Außenminister Jazenjuk ein Angebot Janukowitschs, das Kabinett zu leiten, zunächst abgelehnt. Bedingung sei, dass die Opposition die Regierung selbst bestimme.

EU-Parlament drängt auf Sanktionen

Das EU-Parlament drängte am Donnerstag auf eine härtere Haltung gegenüber der Ukraine. In einer Entschließung am Donnerstag fordern die Europaabgeordneten, dass die EU "gezielte Sanktionen" vorbereiten solle, wie Einreiseverbote in die EU oder das Einfrieren der Vermögenswerte jener Personen, die für die Übergriffe und den Tod von Demonstranten verantwortlich sind.

Außerdem wird eine finanzielle Unterstützung für die Ukraine verlangt. In einer weiteren Entschließung fordert das EU-Parlament von Russland, das Recht der ukrainischen Bürger zu achten, über die Zukunft ihres Landes selbst entscheiden zu können.
 Verurteilt wurde die Gewalt gegen friedliche Demonstranten. Ferner wurde die bedingungslose Freilassung der Demonstranten verlangt.

Bei den monatelangen Protesten in Kiew wurden bisher mindestens vier Menschen getötet und Hunderte verletzt. Die Demonstrationen in der Ex-Sowjetrepublik waren ausgebrochen, nachdem Janukowitsch Ende November ein weitreichendes Annäherungsabkommen mit der Europäischen Union auf Druck Russlands auf Eis gelegt hatte.

(APA/dpa)

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