Türkisches Parlament verabschiedet Justizreform

Member of parliament from Republican People´s Party Ali Ihsan Kokturk´s nose bleeds in Ankara
Member of parliament from Republican People´s Party Ali Ihsan Kokturk´s nose bleeds in Ankara(c) REUTERS (STRINGER/TURKEY)
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Mit der umstrittenen Reform erhält die Regierung größeren Einfluss bei der Ernennung von Richtern und Staatsanwälten. Vor der Abstimmung kam es zur Schlägerei.

Das türkische Parlament hat nach Angaben aus Parlamentskreisen eine umstrittene Reform der Justiz verabschiedet, mit der die Regierung größeren Einfluss bei der Ernennung von Richtern und Staatsanwälten erhält. Der Gesetzesentwurf wurde den Angaben zufolge am Samstag nach einer kontroverse Debatte von den Abgeordneten angenommen.

Er sieht unter anderem vor, den Hohen Richterrat, ein unabhängiges Justizkontrollgremium, stärker politisch zu kontrollieren. Bei der Debatte im Parlament gab es wiederholt Handgreiflichkeiten zwischen Abgeordneten von Regierung und Opposition.

Schlägerei im türkischen Parlament
Schlägerei im türkischen Parlament(c) REUTERS (STRINGER/TURKEY)

Die Debatte, die 20 Stunden dauerte, artete zu einer Schlägerei aus: Dem Abgeordneten Ali Ihsan Kokturk wurde die Nase gebrochen, er musste ins Krankenhaus. Ein anderer Abgeordneter der Regierungspartei musste wegen gebrochener Finger verarztet werden.

Members of parliament from the ruling AK Party and the main opposition Republican People´s Party scuffle in Ankara
Members of parliament from the ruling AK Party and the main opposition Republican People´s Party scuffle in Ankara(c) REUTERS (STRINGER/TURKEY)

Die Opposition hatte das Gesetz, das dem Justizministerium das letzte Wort bei der Ernennung von Staatsanwälten einräumt, als Versuch der Regierung kritisiert, die gegen sie laufenden Justizermittlungen zu ersticken. Vor der Abstimmung hatte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan angekündigt, die kontroversesten Stellen zu entschärfen.

Die Türkei wird seit Dezember von einer Korruptionsaffäre erschüttert. Im Visier der Ermittler stehen dabei Gefolgsleute Erdogans. Der Ministerpräsident sieht in den Vorwürfen den Versuch, seine Regierung zu stürzen. Ankara hat als Reaktion auf die Ermittlungen tausende Polizisten, Richter und Staatsanwälte ihrer Posten enthoben.

(APA/AFP/Red.)

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