Weitere Telefonmitschnitte von Erdoğan aufgetaucht

Turkey´s Prime Minister Tayyip Erdogan addresses members of parliament from his ruling AK Party during a meeting at the Turkish parliament in Ankara
Turkey´s Prime Minister Tayyip Erdogan addresses members of parliament from his ruling AK Party during a meeting at the Turkish parliament in Ankara(c) REUTERS (UMIT BEKTAS)
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Der Premier spricht Gülen erstmals persönlich an. Die Telefongespräche hat Erdoğan als „Montage“ und „dreckiges Komplott“ scharf zurückgewiesen.

Ankara/Wien. „Was glauben die, was das für ein Geschäft ist?“, fragt der Ältere den Jüngeren. Und: „Noch überlegen sie, aber keine Sorge, später werden sie uns in den Schoß fallen.“ Der Ältere ist zuversichtlich, dass der Deal über zehn Millionen Dollar doch noch abgewickelt werden kann. Es soll sich um ein Ölgeschäft handeln – und die zwei Personen sollen der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan und sein Sohn Bilal sein.

Erneut ist der Mitschnitt eines Telefongesprächs aufgetaucht, das zwischen Vater und Sohn geführt worden sein soll. Bereits diese Woche sind Sequenzen mehrerer Gespräche zwischen, so wird behauptet, Erdoğan und seinem Sohn im Netz verbreitet worden. Dabei überlegen die Gesprächspartner, wie sie 20 bis 30 Millionen Dollar bzw. Lira schnell außer Haus schaffen können. Die Konversation soll zwischen 17. und 18. Dezember im vergangenen Jahr geführt worden sein, damals fand eine Razzia unter anderem in den Wohnungen mehrerer Ministersöhne statt. Spätestens seit diesem Zeitpunkt wird die Feindschaft zwischen Erdoğan und seinem ehemaligen Weggefährten, dem Prediger Fethullah Gülen, öffentlich ausgetragen. Die Anhänger Gülens sind vor allem in der Justiz vertreten.

Zum Boykott aufgerufen

Die Telefongespräche hat Erdoğan als „Montage“ und „dreckiges Komplott“ scharf zurückgewiesen. In Bedrängnis ist der Premier trotzdem geraten, das zeigt nicht zuletzt seine angriffslustige Rede vom Donnerstag in der Stadt Burdur: Erdoğan hat Gülen zum ersten Mal seit diesen Querelen persönlich angesprochen. Wenn er nichts zu verbergen habe, dann soll er in die Türkei zurückkehren, so Erdoğan (Gülen hält sich seit 1999 in den USA auf). Und: Der Prediger soll aufhören, von außen den Frieden in seinem Land zu gefährden. Der Premier forderte auch dazu auf, die zahlreichen Schulen Gülens zu boykottieren. (duö)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2014)

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