Israel kapert Raketenfrachter aus Iran

JERUSALEM A handout photo released by the Israeli Army shows a missile on an intercepted ship in t
JERUSALEM A handout photo released by the Israeli Army shows a missile on an intercepted ship in t(c) imago/Xinhua
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Spezialeinheiten stürmten ein aus dem Iran kommendes Schiff, in dessen Frachtraum Boden-Boden-Raketen versteckt waren. Vermutlicher Empfänger: Islamisten in Gaza und im Sinai.

Israels Marine, bzw. deren Elite-Kommandoeinheit Shayetet 13, kann den Namen KLOS-C auf die Liste jener gekaperten Schiffe setzen, welche Rüstungsgüter für mit Israel verfeindete Islamisten geladen hatten: Einige Dutzend ballistischer Boden-Boden-Raketen des syrischen Fabrikats M-302 (das 302 steht für das Kaliber in Millimeter) wurden am Mittwoch bei einer Razzia im Roten Meer im Bug des in Panama registrierten Frachters gefunden, wo sie unter einer Ladung Zementsäcke versteckt waren.

Der Frachter, das bestätigen Schifffahrtsexperten, war vor einiger Zeit im Iran gestartet; die Israelis brachten ihn in internationalen Gewässern vor der sudanesischen Hafenstadt Port Sudan mit Kriegsschiffen auf, rund 1600 Kilometer von Israels Südküste entfernt. In Port Sudan hätten die Raketen ausgeladen und über Land in den Sinai und den Gazastreifen gebracht werden sollen, sagt Israelis Militär. Die 17-köpfige Crew des Schiffs leistete keinen Widerstand, es sei unklar, ob sie von der Fracht gewusst hätte, hieß es.

Transport seit Monaten verfolgt

Die Nachrichtendienste verfolgten den Transport offenbar schon seit Monaten. Demnach stammten die Raketen wie erwähnt aus Syrien und seien von Damaskus aus zunächst im Flugzeug nach Teheran transportiert worden, bevor sie über Land zum Hafen Bandar Abbas gebracht und auf die KLOS-C geladen worden seien. Das ist interessant, weil normalerweise Waffentransporte in umgekehrter Richtung von Teheran nach Syrien und von dort aus weiter zur Hisbollah in den Libanon gehen.

Der aktuelle Eigner des Schiffs sei ein türkisches Unternehmen, sagte Vizeadmiral Eliesar Marom. Offiziell hatte es Zement geladen. Bei einem Zwischenstopp im irakischen Hafen Umm Qasr habe die Mannschaft, die aus ungenannten Ländern stamme, nicht aber aus dem Iran, noch weitere Container mit Zement übernommen.

Die ungelenkten M-302 fliegen je nach Modellreihe 100 bis 200 Kilometer weit und haben bis zu 140Kilogramm schwere Sprengköpfe. „Sie würden vier Millionen Israelis in die Bunker zwingen, würden sie ihr Ziel erreichen“, kommentierte Vizeadmiral Marom.

2006 beschoss die Hisbollah vom Libanon aus Israel damit – die Raketen erwiesen sich als unzuverlässig, zerbrachen oft schon im Flug und trafen wenig.

Die Hamas in Gaza, die erst diese Woche auch in Ägypten in die Liste der Terrororganisationen aufgenommen wurde und international zunehmend isoliert ist, kann sich auf Teheran verlassen. Seit Jänner 2002, als Israels Marine die Karine-A, einen ebenfalls mit Waffen beladenen Frachter, der Kurs auf Gaza hielt, abfing, versuchen die Iraner wieder und wieder, ihre Verbündeten aufzurüsten.

„Der Iran lächelt“

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu kommt die Operation für seine internationale Kampagne gegen das Atomwaffenprogramm des Iran gerade recht: „Der Iran lächelt und sagt alle möglichen netten Dinge, doch zur gleichen Zeit schickt er tödliche Waffen an Terrororganisationen.“ Dies sei „der wahre Iran“, setzte Netanjahu hinzu, und der dürfe keine atomaren Waffen in die Hände bekommen.

Unverändert unterstütze Teheran Terrororganisationen mit „finanziellen Mitteln, Waffen und Kampftraining“, meinte Verteidigungsminister Mosche Jaalon und hieß den Iran den „größten Terrorexporteur“ weltweit. Jaalon pries die gelungene Mission der Nachrichtendienste, allen voran des Mossad, der Marine und der Luftwaffe, die die Operation begleitete.

Waffentransferland Ägypten

Ägypten entwickelt sich als Durchgangsland für Waffenlieferungen an die Hamas zur Problemzone. Seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi 2013 geht die Führung in Kairo auf Distanz zu den Machthabern im Gazastreifen. Die Ägypter verdächtigen die Hamas, islamistischen Terroristen bei deren Kampf innerhalb Ägyptens zu helfen. Um den Schmuggel nach Gaza und die Infiltration palästinensischer Kämpfer nach Ägypten zu verhindern, lässt die Regierung in Kairo die Tunnel im Grenzgebiet zerstören.

Die gekaperte KLOS-C nimmt nun Kurs auf Israel und soll bald Eilat erreichen. Vizeadmiral Marom glaubt nicht, dass die abgefangene Ladung die letzte gewesen ist.

HINTERGRUND

Israels Flotte hat seit 2002 mindestens vier Frachtschiffe aufgebracht, die Waffen aus dem Iran für die Hamas oder die Hisbollah beförderten. Ihre Ziele waren Syrien, Ägypten und einmal sogar gleich Gaza selbst. Die Ladung bestand unter anderem aus Panzerfäusten, Gewehrmunition, Handgranaten und sogar großen Anti-Schiff-Raketen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2014)

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