Der Tod eines 15-Jährigen führt zu neuen Protesten in türkischen Metropolen. Am Dienstagabend setzte die Polizei erneut Wasserwerfer und Tränengas ein.
Zehntausende versammelten sich am Mittwoch in Istanbul zur Beerdigung eines von der Polizei getöteten Jugendlichen. Immer wieder hört man Rufe wie "Erdogan - Mörder" und "Der Mörder-Staat wird zur Rechenschaft gezogen!" Es ist auch ein Protest gegen die derzeitige AKP Regierung von Recep Tayyip Erdogan.
Der am Dienstag verstorbene Berkin Elvan wollte vor neun Monaten während der Proteste rund um den Gezi-Park kurz zum Bäcker, als er zwischen die Fronten zwischen Polizei und Demonstranten geriet. Eine Tränengasgranate der Sicherheitskräfte traf den damals 14-jährigen am Kopf. Am Dienstag war er nach 269 Tagen im Koma gestorben.
Schon vor seinem Tod ist Berkin Elvan ein Symbol für den Aufstand in der Türkei geworden. Die Mutter des Burschen machte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan für den Tod ihres Sohnes verantwortlich. Erdogan hatte die Polizisten während der Proteste als "Helden" bezeichnet.
Neue Zusammenstöße mit Polizei
Die Nachricht vom Tode Elvans hat zu neuen regierungskritischen Proteste in rund 30 Städten des Landes geführt. Am Dienstag Abend kam es bereits zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Dabei wurden nach Medienberichten rund 20 Demonstranten verletzt, mehr als 150 Demonstranten sollen festgenommen worden sein.
Das Aufleben der Proteste kommt für Erdogan zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. In den letzten Wochen war der Regierungschef aufgrund von Korruptionsvorwürfen ins Visier der Justiz geraten. Im Internet tauchten Telefonmitschnitte auf, die Erdogan in Verbindung mit illegalen Machenschaften bringen. Zudem finden in wenigen Wochen Kommunalwahlen in der Türkei statt.
(APA/AFP)