NSA: Der US-Geheimdienst bespitzelte Huawei-Konzern

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DEU Deutschland Hannover 11 03 2014 Computermesse CeBIT Messestand Huawei Technologies Tele(c) imago/R�diger W� (imago stock&people)
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Die Amerikaner haben nicht nur Chinas Führung belauscht, sondern angeblich auch massiv Wirtschaftsspionage betrieben.

Peking. Noch vor einem Jahr haben führende Vertreter der US-Regierung kräftig gegen den weltgrößten Ausstatter von Kommunikationsnetzwerken, die chinesische Firma Huawei, gewettert, und dem Privatunternehmen „Kumpanei“ mit der Führung in Peking sowie Netzspionage vorgeworfen. Nun aber zeigen die jüngsten Enthüllungen des aus den USA geflohenen Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden: Umgekehrt läuft das auch. Der US-Geheimdienst NSA hat demnach ganz massiv chinesische Unternehmen bespitzelt.

Wie der „Spiegel“ und die „New York Times“ am Wochenende berichteten, hätten Spezialeinheiten der NSA (National Security Agency) über Jahre hinweg nicht nur den damaligen chinesischen Staatspräsidenten Hu Jintao, den Außenminister und Handelsminister ausgespäht, sondern auch Banken und Unternehmen, darunter eben Huawei.

Die Medien berufen sich auf Unterlagen Edward Snowdens. Daraus gehe hervor, dass sich die NSA schon seit Anfang 2009 gezielt Zugang zum geheimen Quellcode verschafft habe und damit in das firmeninterne Netzwerk von Huawei eingedrungen sei. Dabei hätten die US-Amerikaner in großem Umfang Baupläne neuer Produkte, interne Dokumente für das Training von Ingenieuren und zudem Listen von mehr als 1400 Kunden des Konzerns kopiert, heißt es. Den Mail-Verkehr der gesamten Belegschaft soll die NSA mitgelesen haben, inklusive sämtlicher e-Mails von Firmenchef Ren Zhengfei.

Firma protestiert, Regierung schweigt

Während sich die chinesische Führung am Sonntag zu den jüngsten Enthüllungen nicht äußerte, legte Huawei-Sprecher und Vizechef Scott Sykes heftigen Protest ein: „Sollten sich die Berichte bestätigen, verurteilt Huawei solche Aktionen, die in unser internes Netzwerk eindringen und es aushorchen“, heißt es in einer Erklärung. Huawei wurde 1987 von einem ehemaligen Ingenieur der chinesischen Volksbefreiungsarmee gegründet und dürfte im vergangenen Jahr den bisherigen Marktführer Ericsson in der Netzwerktechnologie abgelöst haben. US-Konkurrent Cisco liegt bereits seit einiger Zeit abgeschlagen auf Platz drei.

Pikanterweise hatte im vergangenen Jahr der Geheimdienstausschuss des US-Repräsentantenhaus erstmals andere Staaten und Unternehmen davor gewarnt, auf Produkte des chinesischen Unternehmens zu setzen. Huawei würde nämlich enge Kontakte zum chinesischen Militär pflegen, lauteten die Anschuldigungen. Beweise legten sie damals keine vor.

Spionage-Spieß umgedreht

Im Sommer legte Ex-NSA-Chef Michael Hayden kräftig nach und beschuldigte Huawei direkt der Spionage, und das auch im Auftrag des Militärs. In den nun von Snowden enthüllten internen Papieren der NSA hieß es zur Begründung der Ausspähungen auch von Unternehmen: Der US-Geheimdienst müsse „auf dem Stand der Technik bleiben“. Eine Sprecherin der NSA beteuert nun, die Behörde gebe prinzipiell keine Informationen über ausländische Unternehmen an US-Firmen weiter. Die Aufklärung diene ausschließlich der Sicherheit der USA.

Die jüngsten Enthüllungen haben den Spieß zwar umgedreht, könnten aber Huawei dennoch in Bedrängnis bringen. Denn sie werfen die Frage auf, ob Huawei-Produkte allgemein sicher vor Cyber-Attacken von wem auch immer sind. Noch im Jänner hatte Finanzchefin Cathy Meng versichert, Berichte über Sicherheitslücken in Huawei-Systemen seien unbegründet. Die NSA habe keinen Zugang zu Huawei-Produkten. Nun räumt Firmensprecher Sykes ein: „Firmennetzwerke werden konstant aus allen möglichen Richtungen angegriffen – das ist der Status quo im heutigen digitalen Zeitalter.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2014)

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