Bei Treffen mit Spitzenpolitikern und Religionsführern will der Außenminister auch Religions- und Wertefragen ansprechen. Der Besuch geschieht zu einem heiklen Zeitpunkt.
Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) ist am Montag zu einem Antrittsbesuch in Israel und den palästinensischen Autonomiegebiete eingetroffen. Kurz will dort mit Spitzenpolitikern und religiösen Autoritäten zusammentreffen.
Es ist ein Besuch zu einem heiklen Zeitpunkt. Angesichts der Blockade der Friedensgespräche mit Israel haben die Palästinenser mit der Auflösung der Autonomiebehörde gedroht. Die palästinensischen Verhandlungsführer hätten dem US-Vermittler Martin Indyk am Freitag gesagt, sie könnten die von Präsident Mahmoud Abbas geleitete Selbstverwaltungseinrichtung auflösen, um die Verantwortung für das Westjordanland wieder an Israel zu übertragen, sagte ein hoher Palästinenser-Vertreter am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Es ist das erste Mal seit der Wiederaufnahme der Gespräche im vergangenen Juli, dass die Palästinenser mit diesem Schritt drohen.
Atomkonflikt und Religionsfragen
Eines der vielen Themen, die der Außenminister in Israel behandeln will, wird der Iran sein, wohin Kurz Ende April reisen wird. Israel fühlt sich ungeachtet der laufenden Verhandlungen über das iranische Atomprogramm von Teheran bedroht und verdächtigt die Islamische Republik, nach Atomwaffen zu streben.
Wie bei jeder Auslandsreise will Kurz auch bei seinem Besuch im Nahen Osten einen besonderen Schwerpunkt auf Religions- und Werte-Fragen setzen. Vor dem Hintergrund wachsender religiöser Konflikte in der Welt will der Außenminister auf die religiöse Dialogkultur in Österreich hinweisen. Kurz wird mit Ober-Rabbiner David Baruch Lau und Großmufti Muhammad Hussein zusammentreffen.
Zum Auftakt seines Besuchs am Montag wollte Kurz auch die Jerusalemer Altstadt mit der Klagemauer besichtigen und an einem Empfang im Österreichischen Hospiz teilnehmen, zu dem auch österreichische Gedenkdiener (Jugendliche, die im Ausland einen Ersatz-Zivildienst leisten) erwartet werden.
Kurz bei den Staatsspitzen Israels
Am Dienstag sind ein Besuch und eine Kranzniederlegung in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geplant. Anschließend wird Kurz mit dem israelischen Außenminister Avigdor Lieberman und der Nahost-Chefverhandlerin Tzipi Livni zusammentreffen. Am späteren Nachmittag wird Kurz vom israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres in dessen Amtssitz empfangen.
Am Mittwoch steht ein Treffen mit dem Vorstand des Zentralkomitees der Juden aus Österreich in Israel auf dem Programm. Danach ist ein Besuch in Ramallah, wo Kurz den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas (Abu Mazen), Außenminister Riyad al-Maliki und Chefverhandler Saeb Erekat treffen wird.
(APA)