"Es soll wieder ,in` sein, Forscherin zu werden"

(c) Die Presse (FABRY Clemens)
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FÖRDERUNG. Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG will mehr Qualität auf allen Ebenen verankern.

Die Presse: Laut dem Forschungs- und Technologiebericht hat Österreich den Strukturwandel hin zu einer High-Tech-Wirtschaft nicht geschafft. Ist das egal, weil Österreich mit der Mittel-Technologie gut lebt? Oder müssen wir den Sprung unbedingt schafften?

Klaus Pseiner: Die Antwort liegt in der Mitte. Egal ist das nicht. Wir sind als Fördergeber daran interessiert, das High-Tech-Segment auszubauen. Bei unseren Maßnahmen geht es in vielen Bereichen stark in Richtung Exzellenz. Das muss auch noch verstärkt werden. Aber man kann auch die Struktur der Industrielandschaft nicht wegdiskutieren: Klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) zählen zu unseren Leistungsträgern.
Henrietta Egerth: Um die Spitze aufzubauen, brauchen wir ein Forschungsbasis, die breit genug ist. Deshalb können wir gar nicht anders, als in beide Richtungen vorzugehen: die Spitze stärken und die Basis verbreitern.


Kritiker meinen, dass eine große "Förder-Gießkanne" nur die Breite fördert.

Pseiner: Der Kritik kann man nur entkommen, wenn man in jedem Bereich den Förderwettbewerb offen hält. Auch die KMU müssen sich auf ihrem Niveau einem Forschungswettbewerb stellen. Das heißt: Man muss eine größere Nachfrage nach Förderungen haben, als man befriedigen kann. Damit erzeugt man Qualität, Standard und Auslese. Und das passiert bei uns.

Erzeugt man damit wirklich Qualität - oder nur ein breites Mittelmaß?

Egerth: Man erzeugt eine Qualität, die auf das jeweilige Niveau anwendbar ist. Das bilden wir bei der FFG durch eine pluralistische Fördervielfalt ab. Alle Maßnahmen haben eines gemeinsam: Man will punktgenau und sektoral fördern. Das ist eine Stärke des österreichischen Systems.
Pseiner: Man kann endlos jammern, warum der Unternehmens-Anteil an den Forschungsaufwendungen nicht größer wird - wenn man nicht den Kleinunternehmen etwas anbietet, wo die Hürde möglichst gering ist. Das ist die Idee hinter dem Innovations-Scheck für KMU im Wert von 5000 Euro. Der erste Schritt zu der Innovationsförderung darf nicht länger als fünf Minuten dauern. Wir sind derzeit in Vorbereitung, starten werden wir mit dem Innovations-Scheck im Spätherbst.

In der Forschungspolitik ist viel von Exzellenz die Rede: Hat sich das Verständnis von Exzellenz verbessert? Oder wünschen sich die Firmen weiterhin eine breite Förder-Gießkanne?

Pseiner: Man muss zwischen zwei Forschungs-Begriffen unterscheiden. Bei der Entwicklung, wo es um stufenweise Verbesserungen geht, kommt man ohne Exzellenz-Begriff aus. Das ist in der österreichischen Forschungslandschaft noch immer die Masse. Es ist aber jedem klar, dass man bei wirklichen Durchbrüchen, bei Technologiesprüngen ohne Exzellenz nicht auskommt. Dabei muss man auch Risiken eingehen.

Hat sich die Kooperation zwischen Unternehmen und den Universitäten in den letzten Jahren verbessert?

Egerth: Die Zusammenarbeit hat sich massiv intensiviert. Es gab an den Unis ein großes Umdenken, es gibt nun eine substanzielle Bereitschaft, in kooperative Forschungsvorhaben einzusteigen. Auch Firmen sind zunehmend an der Kooperation mit universitären Partnern interessiert. Die Förder-Maßnahmen, die die Kooperation forcieren, sind die am stärksten wachsenden Bereiche.

Hat die FFG genügend Geld für heuer? Im Frühling waren Sie ja noch skeptisch.

Pseiner: Ja. Wir haben zwar noch keine endgültig konsolidierten Zahlen. Aber nach dem, was uns von den Ministerien in Aussicht gestellt wird, wird es ein gutes Forschungs-Förderungs-Jahr. Der Plan von 529 Mio. Euro wird mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar überschritten werden.

In den letzten Jahren wurden große "Public-Awareness"-Kampagnen durchgeführt, um die Wichtigkeit der Forschung für Wirtschaft und Gesellschaft herauszustreichen. Hatte das Wirkung?

Pseiner: Ja, das hatte alles einen Effekt, da hat sich vieles verändert. Alleine wenn man sich den Widerhall in den Medien anschaut: Forschung ist ein völlig normaler Begriff geworden. Er hat an Exklusivität verloren. Und das ist das Wichtige: Denn Exklusivität hat etwas mit Abgeschottetheit, mit Barriere, mit Elfenbeinturm zu tun. Genau das muss weg. Forschung ist Teil unseres Lebens. Ich halte solche Aktionen wie die "Austria'07", wo die Forschung mit Personen identifizierbar ist, für die effektivsten. Es sollte wieder "in" sein, Forscherin oder Forscher zu werden. Ein Wettbewerb der Köpfe, der Gesichter, der Namen motiviert sicher am meisten.


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