Irans kurdische Bedrohung: PJAK

Bereiten sich die Kurden im irakisch-iranischen Grenzgebiet auf einen neuen Stellvertreterkrieg vor?

KANDIL/Wien.Eine Eskalation des Konflikts zwischen der Türkei und den vom Nordirak aus operierenden Milizen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK – Partiya Karkerên Kurdistan) würde fast zwangsläufig den Iran in einen Konflikt hineinziehen. Denn die Islamische Republik beklagt – so wie die Türkei – dass kurdische Milizen Basen im Nordirak für ihre Operationen nutzen. Kurdischer Gegenspieler des Iran ist PJAK (Partiya Jiyana Azad a Kurdistanê – Partei des Freien Lebens Kurdistans).

PJAK-Kämpfer haben in der Kandil-Bergkette Basen errichtet. Bereits im Februar startete die iranische Armee eine Offensive gegen die PJAK-Kämpfer. Bei den Gefechten kamen auf beiden Seiten Dutzende Kämpfer ums Leben.

Kurden-Experte James Brandon berichtete im „Terrorism Monitor“ der konservativen US-Denkfabrik Jamestown Foundation bereits im März 2007 über die steigende Kampfkraft der Kurdenmiliz: „PJAK ist nun in der Lage, eine größere Zahl von Kämpfern ins Feld (gemeint ist in den Iran, Anm.) zu schicken und sie mit schwereren Waffen auszurüsten. Die Gruppe scheint auch einige der Taktiken der sunnitischen Aufständischen (im Irak, Anm.) zu kopieren – insbesondere Angriffe auf die Ölinfrastruktur und Raketenangriffe auf Kampfhubschrauber.“

In einer früheren Ausgabe des „Terrorism-Monitor“ hatte derselbe Autor darauf hingewiesen, dass vor allem die iranischen Kurden „im Weltgeschehen eine größere Rolle spielen werden.“

Der Autor spielt mit diesem Satz auf Versuche der USA, aber auch Israels an, eine enge Allianz mit PJAK zu schmieden, um den Iran bei Bedarf im irakisch-iranischen Grenzgebiet Nadelstiche zufügen zu können. Amerikanische Iran-Experten verweisen immer wieder darauf, dass nur rund die Hälfte der rund 65 Millionen Iraner ethnische Perser seien. Offenbar denken die Planer im Pentagon daran, Minderheitengruppen im Iran, wie etwa Aseris, Belutschen, die arabische Minderheit in Khusistan zu unterstützen und zu bewaffnen.

PJAK erwartet Hilfe von den USA

PJAK-Führer Rahman Haj-Ahmadi besuchte im August Washington und gab der konservativen, im Besitz der Moon-Sekte stehenden „Washington Times“ ein Interview: „Wir können die (iranische, Anm.) Regierung mit den Waffen und den Mitteln, die wir jetzt haben, nicht stürzen... Jede finanzielle oder militärische Hilfe würde unser Bemühen, zu einem demokratischen Iran zu gelangen, beschleunigen und wäre höchst willkommen, vor allem von Seiten der Vereinigten Staaten.“

Während der Saddam-Herrschaft nahmen die irakischen Kurden gerne die Hilfe Teherans gegen den gemeinsamen Erzfeind Saddam Hussein in Anspruch. Nun sollen die iranischen Kurden gegen das Regime in Teheran ins Feld geschickt werden. Doch sind die Kurden bereit für einen weiteren Stellvertreterkrieg?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2007)

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