Klima als Wahlhelfer in Argentinien

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Präsidentenkür. Österreichs Ex-Bundeskanzler und VW-Chef setzt ganz auf die Kirchners.

BUENOS AIRES. Elf Tage vor der Präsidentschaftswahl in Argentinien deutet alles darauf hin, dass die derzeitige „Primera Dama“, Senatorin und Kandidatin Cristina Fernández de Kirchner das Amt des Staatsoberhaupts von ihrem Mann Néstor Kirchner übernehmen wird. In der inhaltslos dahindümpelnden Kampagne konnte Cristina Fernández nun aber auf einen besonderen Wahlkampfhelfer zählen: Österreichs Ex-Bundeskanzler Viktor Klima, Chef von VW Argentinien.

In Anwesenheit des Ehepaares Kirchner und einiger Minister kündigte Klima vor etwa tausend Gästen im VW-Werk nahe Buenos Aires an, Volkswagen werde 1000 Millionen Pesos (gut 223 Millionen Euro) in die Produktion eines neuen Pick Up investieren. Dies ist die größte Investition, die VW in Argentinien je getätigt hat; sie sorgt für mindestens 2000 neue Arbeitsplätze.

Nachdem Noch-Präsident Néstor Kirchner gesprochen hatte und die Veranstaltung sich dem Ende näherte, trat dann auf Aufforderung von Klima doch auch Cristina Fernández vor das Mikrofon, um sich im Glanz der neuen Arbeitsplätze zu sonnen. Der Ex-Kanzler hoffte auch, dass bei Produktionsbeginn des Pick Ups 2009 Cristina Fernández de Kirchner wieder kommen werde – als Präsidentin.

Kämen in Argentinien europäische Maßstäbe zum Tragen, erschiene die Allianz zwischen Klima und den Kirchners aus politischen Gründen fragwürdig. Denn Präsident Néstor Kirchner hat in seiner Amtszeit das Parlament sämtlicher wichtiger Befugnisse beraubt und die Kandidatur seiner Frau als Amtsnachfolgerin ohne jeden demokratischen Prozess im Alleingang entschieden.

Es lohnt sich

Seit Monaten führt Cristina Fernández auf Kosten der Steuerzahler im In- und Ausland Wahlkampf, wozu auch die von Klima eingefädelten Termine bei Bundespräsident Fischer und Bundeskanzler Gusenbauer Mitte September in Wien gehörten.

Aufgrund seiner Funktion als VW-Manager, der unternehmerische Kriterien anlegt, erscheint Klimas Nähe zu den Kirchners und damit zur Macht aber logisch: Ebenfalls diese Woche erging ein Erlass, wonach VW Argentinien Ersatzteile vorübergehend zollfrei importieren kann.

ZUR PERSON. Argentiniens „Hillary“

Am 28. Oktober wird in Argentinien über ein neues Staatsoberhaupt abgestimmt, und Favoritin für das Amt ist die jetzige First Lady Cristina Fernández de Kirchner.

Cristina Fernández war schon immer mehr als nur die Frau des Präsidenten. Seit 1989 mischt sie in Argentiniens Innenpolitik mit. Zunächst wurde sie ins Parlament der Provinz Santa Cruz gewählt, 2005 in den Senat.

Als „Hillary“ Argentiniens wurde Cristina Fernández immer wieder in den Medien bezeichnet, und die begnadete Rednerin genießt den Vergleich mit der US-Präsidentschaftskandidatin. Ein deutlicher Unterschied zu Clinton: Fernández' Liebe zu extravaganten Kleidern und Schmuck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2007)

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