Wahlen: Bis zu 250 Tote bei blutigen Unruhen in Kenia

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Der Oppositionsführer ruft zu friedlichen Protesten auf. In den vergangenen Tagen kam es zu Plünderungen, daher blieben viele Geschäfte vorerst geschlossen. Lebensmittel werden knapp.

NAIROBI. Nach der umstrittenen Wiederwahl des kenianischen Präsidenten Mwai Kibaki droht das ostafrikanische Land ins Chaos abzugleiten. In der Nacht auf Dienstag kam es wieder zu Ausschreitungen. Nach Angaben der Opposition sind seit der Wahl am 27. Dezember bis zu 250 Menschen bei den Unruhen getötet worden. Das Rote Kreuz spricht von 150 Todesopfern.

In der Neujahrsnacht seien allein in der drittgrößten Stadt Kenias, Kisumu, mindestens 66 Tote in die Leichenhallen gebracht worden, berichten lokale Zeitungen. Augenzeugen erzählten, dass die Polizei wahllos auf Menschen im Armenviertel geschossen habe. Mehrere Leichen lägen auf den Straßen. Zwölf Menschen sollen bei einem Feuer in einer Kirche gestorben sein.

Am Neujahrstag patrouillierten bewaffnete Polizisten durch Nairobi und andere Städten des Landes. In den vergangenen Tagen kam es zu Plünderungen, daher blieben viele Geschäfte vorerst geschlossen. Lebensmittel werden allmählich knapp, Tankstellen ging das Benzin aus.

Warnung an Reisende

Zu den Unruhen war es gekommen, nachdem Präsident Kibaki am Sonntag als Sieger der Präsidentenwahl ausgerufen und sofort für eine zweite Amtszeit vereidigt worden war. Sein Herausforderer Raila Odinga sprach von Wahlbetrug und forderte eine Neuauszählung der Stimmen. Auch EU-Wahlbeobachter halten den Wahlausgang für unglaubwürdig. Oppositionsführer Odinga kündigte für Donnerstag eine friedliche Massenkundgebung in Nairobi an. Diese wurde aber aus „Sicherheitsgründen“ verboten, so ein ranghoher Polizeibeamter. Präsident Kibaki zeigte sich in seiner Neujahrsansprache zur „Härte“ entschlossen.

Das Wiener Außenministerium warnt vor einer „hohen Sicherheitsgefährdung im gesamten Land“. Österreicher in Kenia werden angewiesen, sich von Kundgebungen fernzuhalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2008)

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