Wahl: Zypern hofft auf ein Ende der Teilung

(c) AP (Phillipos Christou)
  • Drucken

Das überraschende Ausscheiden von Amtsinhaber Papadopoulos in der ersten Runde der Präsidentenwahl öffnet den Weg zur Versöhnung mit den Türken in Nordzypern.

Nikosia. Die Präsidentenwahl auf Zypern ist noch nicht zu Ende, die Stichwahl am kommenden Sonntag steht noch aus. Doch das politische Erdbeben hat bereits stattgefunden. Eine dramatischere Wendung als das Ausscheiden des amtierenden Präsidenten Tassos Papadopoulos in der ersten Runde hätte es nicht geben können.

Vor fünf Jahren hatte der stramme Nationalist gleich in der ersten Runde souverän mit 51,5 % der Stimmen gewonnen. 2004 führte er die Ablehnungsfront gegen den Annan-Plan an und konnte bei einem Referendum zwei von drei griechischen Zyprioten hinter sich vereinen. Nun haben ihn gleich zwei Kandidaten überrundet, die eine andere Politik gegenüber den Inseltürken versprechen.

Der Plan des alten Falken, der Türkei auf dem Umweg über die EU Zugeständnisse abzuringen, ist nicht aufgegangen. Ankara macht einfach keine Konzessionen, auch nicht minimale wie die versprochene Öffnung der türkischen Flug- und Seehäfen für den Südteil der Insel, der heute fast ausschließlich von Griechen besiedelt ist. Je mehr Gegenwind sie mit ihrem Beitrittswunsch vor allem aus Paris und Berlin verspüren, desto weniger fühlen sich die Türken genötigt, ihre Positionen zu ändern – gerade beim sensiblen Thema Zypern.

Die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo und die Unterstützung, die sie von den USA und vielen EU-Ländern erfährt, hat den griechischen Zyprioten eines klar vor Augen geführt: dass es nicht unmöglich ist, dass eines Tages auch der türkische Norden Zyperns als Staat anerkannt wird.

Träume von einem Abzug der türkischen Armee von der Insel und einer Rückkehr der Griechen in den Nordteil wären dann endgültig ausgeträumt. Selbst die bescheidenen Zugeständnisse, die man Papadopoulos bei den Verhandlungen 2004 im Schweizer Kurort Bürgenstock gemacht hatte, wären hinfällig. Auf mehr hatte der routinierte Taktiker nicht bestanden. Vermutlich deshalb, weil er das Verhandlungspaket des damaligen UNO-Generalsekretärs, Kofi Annan, zur Wiedervereinigung Zyperns ohnehin ablehnen wollte, um dann mit der EU-Mitgliedschaft Zyperns im Rücken mehr herauszuholen.

Das hat sich nun als Fehlkalkulation erwiesen. Der Nachfolger von Papadopoulos wird es schwer haben, für die Griechen etwas Vorteilhafteres als den Annan-Plan herauszuholen. Trotzdem dürften alle mit einem neuen Präsidenten auf Zypern besser fahren als mit Papadopoulos: die EU, die Inseltürken, aber auch die Inselgriechen.

Zweite Chance für Annan-Plan?

Beide Kandidaten der Stichwahl, der konservative EU-Parlamentarier und Ex-Außenminister Ioannis Kasoulides wie auch der kommunistische Parlamentspräsident Demetris Christofias, sprechen mittlerweile zum Thema Nordzypern die gleiche Sprache: Sie wollen sich den türkischen Zyprioten gegenüber öffnen und sofort nach der Wahl am kommenden Sonntag Kontakt zur Führung in Nordzypern aufnehmen.

Mehr Glaubwürdigkeit in diesen Beteuerungen darf man dabei Kasoulides zugestehen. Denn er hatte schon 2004 dem Annan-Plan zugestimmt. Ganz im Gegensatz zu Christofias, der sich damals noch auf die Seite des Hardliners Papadopoulos schlug.

In der Zwischenzeit hat sich die Stimmung in der Bevölkerung gedreht – und mit ihr auch die Position des Kommunistenchefs. Der Jubel der Anhänger beider Kandidaten bei den Autokorsos am Sonntagabend zeigt auch, wie sehr sich die Zyprioten eine vereinte Insel wünschen. Wer auch immer in der Stichwahl das Rennen macht: Es besteht Hoffnung, dass die seit 1974 bestehende Teilung Zyperns in absehbarer Zeit überwunden wird.

DAS POLITISCHE ENDE EINES HARDLINERS

Tassos Papadopouloswurde am Sonntag 3schon in der ersten Runde der Parlamentswahl auf Zypern abgewählt. Mit 31,8 Prozent der Stimmen unterlag er knapp dem konservativen Ex-Außenminister Ioannis Kasoulides (33,5 Prozent) und dem kommunistischen Parlamentspräsidenten Demetris Christofias (33,3 Prozent). Er war ein Gegner des „Annan-Plans“ zu einer Wiedervereinigung der seit 1974 zweigeteilten Insel.Beim Referendum 2004 hatte er dafür noch eine Mehrheit der Inselgriechen auf seiner Seite. [Reuters]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.