Bayern: Jung, rot und schwul

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Michael Adam erobert CSU-Bastion im Hinterland.

BERLIN. Spätestens nach der Stichwahl in Bodenmais müsste das CSU-Duo Beckstein/Huber einsehen, dass es ein ernstes Problem hat, und die Landtagswahl im Herbst kein Spaziergang sein wird. Denn in dem Luftkurort, einem 3400-Seelen-Dorf im Bayerischen Wald – ähnlich strukturiert wie der Bregenzer Wald – hat ein SPD-Bewerber eine Bastion geschleift.

Und es ist nicht irgendein Kandidat, der es mit dem CSU-Amtsinhaber aufgenommen hat, sondern einer, der aus der größtmöglichen Außenseiterposition gestartet ist, die sich in Bayern überhaupt denken lässt. „Ich bin alles, was man in Bodenmais nicht sein darf – jung, evangelisch und offen schwul“, sagt der 23-jährige Politologie-Student Michael Adam selbstbewusst. „Ich bin nicht der Klaus Wowereit vom Bayerischen Wald.“

Über den jüngsten Bürgermeister Deutschlands („Wir haben ge-googelt“) brach am Donnerstag eine Woge herein, die sein gleichnamiger Vater mit einer Bierruhe über sich ergehen ließ. Mit einem Schlag kam Bodenmais, der größte Fremdenverkehrsort der Region, in die Schlagzeilen. Der rührige Neo-Bürgermeister, aktiv in allen Vereinen, verspricht sich einen Aufwind für den Tourismus. Mit 16 Jahren war er bei den Jusos, und zur Wahl war jetzt kein anderer da.

CSU stößt an ihre Grenze

Ein wenig wundert er sich, wie tolerant Bodenmais sei. „Meine Homosexualität war nie ein Thema. In so einer kleinen Gemeinde weiß man Bescheid“, sagt er im Telefoninterview. „Die CSU ist mit ihrem Weltbild an die Grenzen gestoßen“, glaubt Adam.

Er wird das Amt hauptberuflich ausüben, weiß jedoch: „Das ist kein Job bis zur Rente.“ Ein Einstieg in die Landespolitik stehe in den Sternen. Gesegnet mit Hoffnungsträgern ist die SPD – zumal die bayerische – jedenfalls nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2008)

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