Vatikan: Kritik an Fürbitte für "Bekehrung der Juden"

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Die Zulassung des alten römischen Ritus, in der um „Erkenntnis“ für die Juden gebetet wird, sorgt kurz vor Ostern weiter für Wirbel.

BERLIN (ag.). Vertreter der jüdischen Gemeinde Deutschlands warfen Papst Benedikt XVI. am Gründonnerstag „mangelnde Sensibilität“ im Umgang mit Juden vor; der Berliner Rabbiner Walter Homolka meinte im Interview mit „Spiegel Online“ gar, die katholische Kirche habe „ihre antisemitischen Tendenzen nicht im Griff“. Grund der Erregung: Die 2007 im wieder zugelassenen römischen Messritus reformierte „Fürbitte für die Juden“.

Darin heißt es: „Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott unser Herr ihre Herzen erleuchtet, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen.“ Der Papst hatte mit diesem Satz dessen Ur-Version geändert: In der stand, dass Gott den Juden den „Schleier von ihren Herzen nehmen“ solle.

Selten benutzter Ritus

Nur wenige katholische Gemeinden nutzen den römischen Messritus. Der Zentralrat der deutschen Juden kritisiert aber seit Monaten auch die reformierte Fürbitte als indirekten Aufruf zur Judenmission. Der Vizepräsident des Rats, Salomon Korn, sprach vom „Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten“; von einem deutschen Papst erwarte er sich hier mehr Sensibilität.

Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper verteidigte die Fürbitte: Niemand könne es als Beleidigung auffassen, wenn sich Christen an ihre Heilige Schrift hielten, solange sie diese nicht aggressiv auslegten. Im Rahmen der Karfreitags- bzw. Osterfeierlichkeiten soll sie aber ohnehin nicht vorgetragen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2008)

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