Olympia: China wirft ausländische Studenten hinaus

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Alle Ausländer, die in China studieren, müssen im Sommer während der Olympischen Spiele das Land verlassen. Auch die Vergabe von Visa für Geschäftsleute und Touristen wird massiv eingeschränkt.

Sportler willkommen, Studenten unerwünscht. So lautet das Motto diesen Sommer in China. Denn ausländische Studenten dürfen während der Olympischen Spiele in Peking nicht im Land bleiben. Betroffen sind Zehntausende Menschen.

Im Juli und August müssten alle ausreisen, bestätigten am Donnerstag mehrere Universitäten und Diplomaten in Peking. "Selbst wer im nächsten Semester weiterstudiert, muss in den beiden Monaten ausreisen", sagte eine Sprecherin der Peking-Universität. "Es ist bei allen Universitäten dasselbe. Die Anweisung kam von höherer Stelle." Es werde auch nicht wie sonst üblich kurzfristige Sommerkurse geben.

Bei der Wiederaufnahme des Studiums im Herbstsemester, zu dem die ausländischen Studenten eigentlich alle Anfang September und damit vor den Paralympischen Spielen (6. bis 17. September) zurückkehren müssten, könne es auch eng werden.

Das chinesische Außenministerium konnte die Berichte über eine solche Ausreisepflicht nicht bestätigen: "Ich habe nichts in dieser Hinsicht gehört", sagte ein Sprecher des Ministeriums am Donnerstag in Peking. "Es steht aber fest, dass die Ausbildung der ausländischen Studenten in China gesichert ist", betonte er. Er verwies auf das Bildungsministerium - dort war allerdings niemand erreichbar.

Aus der chinesischen Botschaft in Wien dementierte man die Gerüchte unter Berufung auf das chinesische Bildungsministerium.

Einreisebestimmungen verschärft

China hat vor dem Hintergrund der Olympischen Spiele auch die Vergabe von Visa an Ausländer massiv eingeschränkt. Besonders betroffen sind Geschäftsleute, die häufig nach China reisen müssen. Die traditionelle Funktion Hongkongs als "Tor zu China" für Reisende aus aller Welt wurde mit den neuen Vorschriften praktisch aufgehoben.

Die europäische Handelskammer in Hongkong beklagte in einem Schreiben an den chinesischen Vertreter in der Metropole, Lü Xinhua, "sehr negative Auswirkungen" auf die Geschäftstätigkeit in China und der heute autonom verwalteten chinesischen Sonderverwaltungsregion. Seit knapp zwei Wochen berichten Hongkonger Reisebüros, dass China keine Visa mehr zur mehrfachen Einreise erteilt. Manager europäischer Unternehmen, deren Hauptquartier in Hongkong angesiedelt ist, können deswegen nicht mehr so häufig wie nötig nach China reisen, um ihre Projekte zu besuchen oder Verhandlungen zu führen. Für jede Reise muss ein Visum beantragt und der Pass vier Tage eingereicht werden.

Hongkong verliert außerdem seine traditionelle Position als Drehscheibe für Reisende aus aller Welt, die China besuchen wollen. Die Vertretung des chinesischen Außenministeriums in Hongkong teilte mit, dass jetzt auch keine Visumanträge mehr von Ausländern bearbeitet werden, die nicht in Hongkong wohnhaft gemeldet sind oder ständig dort arbeiten. Solche Geschäftsleute oder Touristen könnten ein Visum nur noch in ihren Heimatländern bei chinesischen Botschaften oder Konsulaten beantragen. Bisher hatte Chinas Vertretung in Hongkong solche Visa im Schnellverfahren innerhalb eines Tages erteilt.

Das chinesische Außenministerium verteidigte das Vorgehen am Donnerstag. Im Vergleich zu anderen Ländern sei die Visavergabe noch "ziemlich bequem".

(APA/Red.)

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