Berlusconi ging ins Altersheim

BERLUSCONI COMMUNITY WORK
BERLUSCONI COMMUNITY WORK(c) APA/EPA/Daniel Dal Zennaro
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Der wegen Steuerdelikten verurteilte Ex-Regierungschef trat den ihm aufgetragenen Sozialdienst an und verbrachte vier Stunden mit Alzheimer-Patienten.

Mailand. Der wegen Steuerbetrugs verurteilte frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat am Freitag den Sozialdienst zur Ableistung seiner Haftstrafe angetreten. Der 77-Jährige traf um 9.35 Uhr im katholischen Sacra-Famiglia-Zentrum in Cesano Boscone bei Mailand ein, wo er mehr als zehn Monate lang alte Menschen pflegen soll, die an Demenz oder Alzheimer leiden.

Hunderte Medienvertreter warteten vor dem Altersheim. Der leger gekleidete Berlusconi mied jedoch jeglichen Kontakt zu den Medien, um das Haus wurden Sperren aufgestellt, um Kameraleute vom Eingang des Seniorenheims fernzuhalten. Der Leiter der Einrichtung, Paolo Pigni, hat versichert, dass Berlusconis Anwesenheit den Tagesablauf in der Einrichtung nicht stören werde.

Trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen kam es zu einem Zwischenfall. Ein als Clown verkleideter Gewerkschafter versuchte, sich dem dreifachen Ex-Premier zu nähern und forderte, dass er ins Gefängnis komme. Der Demonstrant wurde von der Polizei entfernt.

Berlusconi wurde von dem Leiter des Seniorenheims mit seinen Aufgaben im Umgang mit den Demenzkranken und Alzheimerpatienten vertraut gemacht. Nach vier Stunden verließ Berlusconi die Einrichtung wieder. Er winkte den Journalisten zu und sagte, er dürfe keine Erklärung abgeben. Danach stieg er in ein Auto und kehrte in seine Residenz bei Mailand zurück.

Berlusconi muss für zehneinhalb Monate einmal pro Woche vier Stunden lang in dem Heim arbeiten, um dadurch den strikteren Auflagen eines Hausarrests zu entgehen. Der Medienzar war im vergangenen August wegen Steuervergehen zu vier Jahren Haft verurteilt worden, muss aber wegen seines Alters nicht hinter Gitter. Wegen der Verurteilung wurde Berlusconi aus dem Senat ausgeschlossen. Er darf aber weiter für seine rechtsgerichtete Partei Forza Italia im Wahlkampf für die EU-Wahlen am 25. Mai Werbung machen.

Talent als Unterhalter

Seine Lebensgefährtin Francesca Pascale betonte in einem Interview, dass Berlusconi den Sozialdienst nicht fürchte. „Silvio hat stets den Armen geholfen und Menschen in Not unterstützt“, sagte die 28-jährige Neapolitanerin. Sicher dürfte Berlusconi bei dem Job sein Talent als Unterhalter helfen; schon als Student war er Sänger und Unterhalter in Nachtklubs und auf Kreuzfahrtschiffen. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2014)

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