Das religiöse Schreckensregime der Jihadisten in Mossul

Ein Checkpoint der Jihadisten nahe Mossul
Ein Checkpoint der Jihadisten nahe MossulREUTERS
  • Drucken

In den eroberten Gebieten werden Scharia-gemäße Körperstrafen eingeführt. Religiösen Schreinen der Schiiten droht die Zerstörung.

Die Extremisten der Gruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (ISIL/ISIS) verlieren keine Zeit: Nur zwei Tage, nachdem sie die zweitgrößte irakische Stadt Mossul eingenommen haben, errichteten sie dort bereits ein religiöses Schreckensregime mit strikten Regeln und drakonischen Strafen. Dies geht aus einem Papier mit Verhaltensmaßregeln hervor, das die neuen Merrscher der Stadt und der Provinz Niniveh veröffentlicht haben, und aus dem das deutsche Magazin "Spiegel" in seiner Online-Ausgabe ausführlich zitiert.

So führten die Extremisten etwa die auf die Scharia zurückgeführten Körperstrafen ein. Dieben soll etwa die Hand amputiert werden, was explizit auch für Personen gilt, die der Allgemeinheit gehörnde Gelder veruntreuen. Nur der Imam der Muslime - der "Spiegel" vermutet hinter dieser Beschreibung Isis-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi - dürfe über die Verwendung der Kriegsbeute - es handelt sich um nicht weniger als eine halbe Milliarde Dollar, die die Jihadisten aus der Niederlassung der irakischen Nationalbank in Mossul mitnahmen - entscheiden.

Frauen nur in "gottgefälliger Kleidung"

Für die Frauen in den eroberten Gebieten brechen düstere Zeiten an. Sie sollen weitgehend von den Straßen verbannt werden und die Häuser nur im Notfall verlassen. Und auch dann nur ein "gottgefälliger Kleidung", soll heißen umfassender Verhüllung. Aber auch Männer dürfen sich nicht uneingeschränkt bewegen: Alle Versammlungen, die nicht von Isis einberufen wurden, sind untersagt, ebenso das Tragen von Waffen (außer für die Kämpfer, freilich). Verboten sind weiters das Trinken von Alkohol, das Rauchen und der Drogenkonsum.

In Gefahr ist auch das religiöse Erbe der Schiiten: Die Extremisten der Isil/Isis verfügten nämlich, dass alle Gräber und Mausoleen, an denen Tote verehrt werden, zerstört werden. An zahlreichen Orten im Irak verehren die Schiiten ihre "Märtyrer". Sollten die sunnitischen Extremisten weitere Gebiete erobern und tatsächlich religiöse Stätten der Schiiten in größerem Umfang dem Erdboden gleichmachen, stünde dem Irak ein Rückfall in die finstersten Zeiten des Bürgerkrieges bevor.

(Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.