Irak: Österreicher aus Rebellengebiet gerettet

A member of Iraqi security forces stands guard in front of volunteers, who have joined Iraqi army to fight against the predominantly Sunni militants from ISIL in Baghdad
A member of Iraqi security forces stands guard in front of volunteers, who have joined Iraqi army to fight against the predominantly Sunni militants from ISIL in BaghdadREUTERS
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UN-Generalsekretär Ban Ki-moon gibt Iraks Premier die Mitschuld am Vormarsch der Isil-Terroristen. Auch die wichtige Stadt Tal Afar ist in der Hand der Aufständischen.

Im Zweistromland überschlagen sich auch am Dienstag die Ereignisse. Die Extremisten des "Islamischen Staats im Irak und der Levante" (Isil) setzen ihren Eroberungszug im Nordirak fort. Die USA antworten auf die Offensive mit der Entsendung einer Spezialeinheit. Zugleich wird bekannt, dass ein Österreicher aus einem von den Dschihadisten kontrollierten Gebiet gerettet wurde.

Der Mann verrichtete gemeinsam mit 49 weiteren Siemens-Mitarbeitern Mondernisierungsarbeiten an einem Kraftwerk nahe der Ölstadt Baiji. Die Blitzoffensive der Isil-Dschihadisten überraschte das Team. Es saß fest, in einer von Isil eingekesselten Region. Die 50 ausländischen Mitarbeiter, darunter auch acht Deutsche, wurden schließlich rechtzeitig am Sonntagnachmittag aus dem Krisengebiet geholt, berichtet "Spiegel Online".

Demnach wurden die Mitarbeiter bereits am Sonntag mit irakischen Militärhubschraubern und einem von Siemenes gecharteten Privatflugzeug aus der Gefahrenzone rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad geflogen. Laut "Spiegel Online" befinden sich die Siemens-Mitarbeiter nun in der nordirakischen Stadt Erbil bzw. in der Hauptstadt Bagdad. In Baiji liegt auch die größte Raffinierie des Iraks. Sie ist mittlerweile ebenfallen geschlossen.

Obama schickt Spezialeinheit

Angesichts des Vormarsches der Jihadisten im Irak schickt US-Präsident Barack Obama bis zu 275 Soldaten in die Krisenregion. Sie sollten US-Bürger und die Botschaft in der irakischen Hauptstadt schützen, seien aber auch "für Kampfeinsätze ausgerüstet", schrieb Obama am Montag an den Kongress.

Die Entsendung erster Soldaten nach Bagdad habe am Sonntag begonnen, informierte Obama den Kongress. Ende 2011 waren die letzten US-Soldaten aus dem Irak abgezogen worden. Eine Rückkehr von Bodentruppen schließt Washington weiterhin aus. Doch durch den Vormarsch der sunnitischen Organisation Islamischer Staat im Irak und in der Levante (Isil) hat sich die Lage stark zugespitzt.

Nach heftigen Kämpfen nahmen die Aufständischen weitgehend die nordirakische Stadt Tal Afar ein, wie ein Regierungsvertreter sagte. Bei den Gefechten um die mehrheitlich schiitische Stadt, die auf einem strategisch wichtigen Korridor nach Syrien liegt, seien rund 50 Zivilisten sowie dutzende Rebellen und Sicherheitskräfte getötet worden, sagte der Vize-Vorsitzende des Provinzrats von Ninive, Nuriddin Kabalan, am Dienstag.

Dagegen schlugen irakische Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben einen Angriff der Rebellen auf die Stadt Baakuba nordöstlich von Bagdad zurück. In der Nacht hatten die Aufständischen zunächst mehrere Viertel von Baakuba erobert, wie Vertreter von Armee und Polizei am Dienstag sagten. Sie hätten jedoch zurückgedrängt werden können.

Überraschend harte Ban-Kritik

Generalsekretär Ban Ki-moon hat der Regierung in Bagdad indirekt eine Mitschuld an der Eskalation der Gewalt im Irak gegeben. "Ich habe dem irakischen Premier Nuri al-Maliki dringend dazu geraten, einen umfassenden Dialog zur Lösung des Konflikts aufzunehmen", sagte Ban am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Genf. Ban forderte die Einbeziehung aller Volksgruppen in die Suche nach einer politischen Lösung. "In einem irakischen Staat muss gewährleistet sein, dass alle Menschen friedlich zusammen leben können, egal ob sie Sunniten, Schiiten oder Kurden sind." Dem schiitischen Premier Maliki wird vorgeworfen, die Sunniten sträflich vernachlässigt zu haben.

(APA)

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