Ukraine: UNO wirft Separatisten Tötung von Zivilisten vor

Die UNO wirft den prorussischen Milizen Gewalttaten vor.
Die UNO wirft den prorussischen Milizen Gewalttaten vor.(c) APA/EPA/VALENTINA SVISTUNOVA
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Mehr als 300 Menschen sind bei den Kämpfen in Donezk und Luhansk ums Leben gekommen, sagt die UNO. Russland kritisiert den "einseitigen" Bericht.

UN-Beobachter haben den prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine die Tötung von Zivilisten, Folter und weitere schwere Verletzungen der Menschenrechte vorgeworfen. Bewaffnete Gruppen in den Regionen Donezk und Luhansk hätten eine Atmosphäre ständiger Angst geschaffen, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der UN-Mission zur Überprüfung der Menschenrechtslage in der Ukraine.

Russland kritisiert den Bericht als einseitig. Es sei "unbegründet und unannehmbar", die Schuld für das Blutvergießen allein den Aufständischen zu geben, sagte Außenamtssprecher Alexander Lukaschewitsch am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Auch bei der "Anti-Terror-Operation" der Regierung seien Zivilisten ums Leben gekommen.

Die UNO resümiert in ihrem Bericht, dass bei Kämpfen zwischen Separatisten und Regierungstruppen sowie bei Angriffen auf öffentliche Einrichtungen seit Mitte April mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen seien, wobei die weitaus meisten Zivilisten waren. Weitere Hunderte Menschen, ebenfalls zumeist Zivilisten, seien verletzt worden. Entsprechende Angaben verschiedener ukrainischer Behörden konnten von den UN-Beobachtern allerdings nicht unabhängig überprüft werden, wie sie einräumten.

Flucht aus dem Osten

Immer mehr Menschen würden vor dem Zusammenbruch von Recht und Ordnung aus Donezk und Luhansk fliehen, heißt es in dem Bericht. Bisher hätten mehr als 34.300 Menschen ihre Wohngebiete in der Ukraine - einschließlich der Krim - verlassen, um in anderen Gegenden Schutz zu suchen.

Allein in der Ostukraine seien 12.700 Vertriebene registriert worden. Die tatsächliche Zahl liege aber vermutlich weit höher, erklärten die UN-Beobachter. Zudem wurden rund 220 Fälle von Entführungen und willkürlichen Festnahmen durch prorussische Separatistengruppen sowie Dutzende Fälle von Folter registriert.

"Frieden noch erreichbar"

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, rief die Separatisten zur Niederlegung der Waffen und zu Verhandlungen auf. "Frieden, Versöhnung und langfristige Lösungen sind sicher noch erreichbar", sagte sie.

Zugleich appellierte Pillay an die Regierung in Kiew, sich bei Militäreinsätzen größtmöglich zurückzuhalten und Zivilisten zu schützen. Im Bericht der Beobachter wird kritisiert, dass in der Ostukraine immer wieder Menschen im Kreuzfeuer von Regierungstruppen und Separatisten ums Leben kommen.

Dialog stockt

Russland hat die vom ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko angekündigte einseitige Feuerpause als unzureichend bezeichnet. "Wir erwarten einen allumfassenden Waffenstillstand und keine kurze Feuerpause", sagte Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch. Poroschenko müsse den Separatisten einen Dialog anbieten und nicht bloß fordern, dass diese sich ergeben. "Der ukrainische Präsident hat mehr versprochen", sagte Lawrow der Agentur Interfax.

(APA/dpa)

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