Irak: Dschihadisten erobern Grenzposten zu Syrien

Kämpfe im Irak.
Kämpfe im Irak.(c) REUTERS (Stringer)
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Kämpfer der islamistischen ISIS kontrollieren nun den wichtigsten Verbindungsweg zwischen Irak und Nordsyrien.

Kämpfer der islamistischen ISIS haben laut Sicherheitskreisen im Irak einen wichtigen Grenzposten zu Syrien genommen. Zunächst seien die sunnitischen Milizen in die Stadt al-Kaim nahe der Grenze zu Syrien eingerückt und hätten die Sicherheitskräfte verjagt, hieß es am Samstag. Als die einige Kilometer entfernt stationierten Grenztruppen vom Fall der Stadt erfahren hätten, seien sie geflüchtet.

ISIS-Kämpfer haben offenbar die Stellungen der Grenztruppen übernommen. Durch die Eroberung des Grenzpostens und der Stadt - die an einer der einzigen großen Straßenkreuzung weit und breit im Euphrattal liegt - kann die Extremistengruppe nunmehr unbehindert Waffen zwischen den Teilen des Irak und Syriens verschieben, die sie kontrolliert. Die Straße zwischen Ramadi und Faluja nahe Bagdad entlang des Euphrat nach Deir al-Zor ist eine von nur zwei leistungsfähigen Verbindungen zwischen Syrien und dem Irak.

ISIS kämpft in Syrien gegen Al-Nusra-Front

Auf der syrischen Seite der Grenze - in der ölreichen Provinz Deir al-Zor - kämpft ISIS derzeit gegen die ebenfalls radikal-islamische Al-Nusra-Front um die Kontrolle von Gebieten, die zwischen ihren Hochburgen im irakischen Anbar und im syrischen Raqqa liegen.

Die Kämpfe dauerten am Samstag im übrigen Irak weiter an. Dabei kamen rund um die Stadt Tikrit Dutzende Menschen ums Leben. Wie die Nachrichtenagentur dpa von Medizinern der 180 Kilometer nördlich von Bagdad entfernten Stadt erfuhr, wurden mindestens 84 Personen getötet - viele von ihnen seien Angehörige von Armee und Polizei.

Verschärft sich Kampf zwischen Sunniten und Schiiten?

Indes haben die Schiiten im Irak am Samstag mit martialischen Paraden ihre Entschlossenheit im Kampf gegen die Terrormiliz ISIS demonstriert. Im Bagdader Stadtteil Sadr City paradierten tausende Kämpfer mit Schusswaffen. Ähnliche Paraden fanden in mehreren großen Städten im schiitischen Kernland im Südirak statt: in Basra, Najaf und Kut.

Die Sicherheitskräfte kündigten eigene Machtdemonstrationen im Norden von Bagdad an. 2008 hatten die gefürchteten Milizen Moktada al-Sadrs, die am Samstag in Sadr City paradierten, noch gegen die von den US-Streitkräften unterstützen Regierungstruppen gekämpft. Damals drohte al-Sadr mit einem "offenen Krieg" im Irak. Hunderte Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben.

ISIS strebt Gottesstaat an

Sechs Jahre später sind ihre Gegner Dschihadisten, die eine heterogene Allianz mit anderen sunnitischen Islamisten und ehemaligen Getreuen des gestürzten und später hingerichteten früheren irakischen Machthabers Saddam Hussein gebildet haben. Angeführt wird diese Allianz von der Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien (ISIS). Die sunnitischen ISIS-Kämpfer eroberten in den vergangenen eineinhalb Wochen weite Teile des Nordirak. Beobachter befürchten, dass der Machtkampf zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen im Land dadurch noch weiter verschärft wird.

Erst am Freitag hatte die ISIS nach Angaben der syrischen Opposition drei wichtige syrische Städte im Grenzgebiet zum Irak erobert. Im syrischen Bürgerkrieg kämpft die ISIS gegen die Regierungstruppen sowie gegen andere Islamisten-Gruppen. Im Irak ist sie in den vergangenen Tagen nach einer Blitzoffensive ins Umland von Bagdad vorgestoßen. Die Islamisten streben die Errichtung eines Gottesstaates vom Irak bis zum Mittelmeer an.

(APA/Reuters/dpa)

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