Teenagermorde: Israel verlegt Bodentruppen an Grenze zum Gazastreifen

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Militante Palästinenser feuern Raketen auf israelische Städte ab. Es gibt Ausschreitungen in Ostjerusalem und im Westjordanland.

Jerusalem. Nach der Ermordung von drei israelischen Jugendlichen und einem palästinensischen Teenager wachsen die Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern. Die israelische Armee verlegte am Donnerstag zusätzliche Truppen an die Grenze zum Gazastreifen. Zuvor hatte die Luftwaffe nach einem Raketenbeschuss Richtung Israel erneut Ziele im Gazastreifen angegriffen und mindestens elf Menschen verletzt.

Nach massiven Ausschreitungen blieb die Lage auch in Jerusalem und im Westjordanland angespannt. „Wir bewegen Truppen“, bestätigte der israelische Armeesprecher Peter Lerner am Donnerstag. Es sei auch eine begrenzte Zahl von Reservisten mobilisiert worden. Nach Medienberichten handelt es sich um Bodentruppen und gepanzerte Fahrzeuge. Lerner betonte jedoch mehrfach, Israel sei nicht an einer Offensive im Gazastreifen interessiert. Er rief die im Gazastreifen herrschende Hamas auf, den Raketenbeschuss israelischer Grenzorte zu unterbinden, um eine weitere Eskalation zu verhindern. „Wir streben eine Deeskalation der Lage an, aber wir müssen trotzdem für alles bereit sein“, sagte Lerner.

Binnen 24 Stunden hätten militante Palästinenser mehr als 30 Raketen auf Israel abgefeuert. Zwei davon schlugen in Häusern in der Grenzstadt Sderot ein. Auch Hamas-Kämpfer seien an einigen der Angriffe beteiligt gewesen, sagte Lerner. Dies sei ein Bruch der Waffenruhevereinbarungen, die Israel und die Hamas nach dem letzten großen Schlagabtausch im Gazastreifen im November 2012 unter ägyptischer Vermittlung getroffen haben. Die Hamas bekannte sich allerdings nicht zu den Raketenangriffen.

Auch von israelischer Seite gab es schon zahlreiche Verstöße gegen die Vereinbarung. Militärflugzeuge führten insgesamt 15 Angriffe auf Ziele im Gazastreifen durch. Laut Medienberichten soll es Tote gegeben haben.

Lieberman forderte Armeeoffensive

Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hatte nach dem Mord an drei jüdischen Jugendlichen eine breite Militäroffensive im Gazastreifen gefordert. Andere Minister warnten jedoch vor einem solchen Einsatz. In der Nacht zum Donnerstag tagte zum dritten Mal in dieser Woche das israelische Sicherheitskabinett. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte harte Schritte gegen die radikalen Palästinenser angekündigt.

Im Ostjerusalemer Stadtteil Shuafat ebbten in der Nacht zum Donnerstag die Straßenkämpfe ab. Durch die Gewalt seien mehr als 230 Menschen verletzt worden, sagte Amin Abu Ghasali, zuständig für den Einsatz des Roten Halbmonds in Ostjerusalem. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2014)

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