In einem Brief an die Vereinten Nationen teilte der Irak mit, dass 40 Kilo eines Urangemisches aus einer Universität gestohlen worden seien.
Eine beunruhigende Meldung aus dem Irak jagt die nächste: Erst vor wenigen Tagen haben die Kämpfer der Jihadisten-Miliz "Islamischer Staat" alte, vermutlich allerdings nicht mehr funktionsfähige Bestände von Chemiewaffen aus der Zeit von Ex-Diktator Saddam Hussein in ihren Besitz gebracht. am Mittwoch hieß es, sie hätten nun auch Nuklearmaterial aus einer Forschungseinrichtung in Mossul erbeutet.
Auch in diesem Fall wurde wenig später beschwichtigt: Nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) stellen die niedrig radioaktiven Substanzen vermutlich kein großes Sicherheitsrisiko dar. Trotzdem sei ein derartiger Fall immer besorgniserregend, erklärte die UN-Behörde am Donnerstag.
Nicht für "schmutzige Bombe" geeignet
Der irakischen Regierung Irak zufolge gelangten fast 40 Kilogramm Urangemische aus der Universität Mossul in die Hände von Terroristen. Der irakische UN-Botschafter Mohamed Ali Alhakim rief die Staatengemeinschaft in einem Brief an Generalsekretär Ban Ki-Moon zur Hilfe auf. Es müsse die Bedrohung abgewendet werden, dass das Material „von Terroristen im Irak oder anderswo verwendet wird". Es „kann zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen verwendet werden“, warnte der Botschafter, eine Meinung, die die IAEA (siehe oben) allerdings nicht teilte.
Auch in US-Regierungskreisen hieß es, die Stoffe enthielten wohl kein hoch angereichertes Uran und könnten daher kaum zum Bau von Waffen dienen. Auch für eine sogenannte schmutzige Bombe sei das Material nicht gut genug, sagte der frühere IAEA-Inspektor Olli Heinonen der Nachrichtenagentur Reuters. Bei einer solchen Waffe wird radioaktives Material mit einem konventionellem Sprengsatz freigesetzt.
Moscheen und Grabmäler zerstört
Radikale Sunniten der Gruppe „Islamischer Staat“ (IS), die sich bis vor kurzem „Islamischer Staat im Irak und in der Levante“ nannte, haben Mossul bei ihrer Offensive überrannt. Die Rebellen haben bei ihrem Vormarsch weite Teile des Nordiraks eingenommen, wurden zwischenzeitlich aber wieder aus einigen Gebieten vertrieben.
In den von ihnen beherrschten Gebieten führte der IS eine islamistische Schreckensherrschaft ein, mit an der Scharia orientierten Körperstrafen (Dieben etwa soll die Hand amputiert werden). Ihr Führer Abu Bakr al-Baghdadi, der sich erst kürzlich erstmals der Öffentlichkeit zeigte, rief ein Kalifat aus und forderte Muslime weltweit auf, ihm zu gehorchen. Der Terror der Gruppe richtete sich auch gegen andersgläubige Muslime, so zerstörten die sunnitischen IS-Kämpfer zahlreiche Moscheen und Grabmäler von Schiiten und Sufis.
Türken kappten Stromlieferungen
Der türkische Energieversorger Karadeniz Holding hat derweil die Stromlieferung nach Mossul gekappt. Die türkische Zeitung „Hürriyet“ berichtete am Donnerstag, der Versorgungsvertrag sei bereits vor zwei Wochen ausgelaufen, ohne von den irakischen Behörden verlängert worden zu sein. Karadeniz Holding habe in der zweitgrößten Stadt des Iraks eine Million Menschen mit Strom beliefert.
Die Zeitung berichtete unter Berufung auf das Energieministerium in Ankara, die türkische Regierung habe prinzipiell keine Einwände gegen die Versorgung von Haushalten in Mossul, auch wenn die Stadt unter Kontrolle der IS sei. Seit ihrem Einmarsch hält IS nach Angaben der Regierung in Ankara 49 türkische Staatsbürger fest, darunter den Generalkonsul.
(APA/Reuters/DPA/Red.)