Hamas lehnt Waffenruhe mit Israel ab

Israel griff auch am Mittwoch weitere Ziele im Gazastreifen an. Eine einseitige Waffenruhe scheiterte bereits nach sechs Stunden
Israel griff auch am Mittwoch weitere Ziele im Gazastreifen an. Eine einseitige Waffenruhe scheiterte bereits nach sechs StundenREUTERS
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Ex-Mossad-Chef Ephraim Halevy forderte Israel zu Verhandlungen mit den Radikalislamisten auf. Er warnt, dass die in Irak und Syrien aktive Jihadisten-Gruppe IS bereits ihre Fühler in den Gazastreifen ausstreckt.

Die radikal-islamische Hamas hat die am Montag eine von Ägypten vorgeschlagene Waffenruhe offiziell abgelehnt. Dies sei das Ergebnis interner Beratungen der Organisation, sagte ein Sprecher der Islamisten. Demnach wurde auch die ägyptische Regierung offiziell informiert.

Erst in der Nacht auf Mittwoch war eine kurze, von Ägypten initiierte einseitige Feuerpause seitens Israels gescheitert. Die Hamas hatte weiterhin Dutzende Raketen abgefeuert, woraufhin israelische Streitkräfte das Haus von Hamas-Mitgründer Mahmoud al-Zahar angriffen. Es sei zerstört worden, teilten palästinensische Behörden mit. Es wird allerdings vermutet, dass Zahar sich an einem anderen Ort aufgehalten habe. Den palästinensischen Angaben zufolge wurden bei den israelischen Angriffen mindestens sieben Palästinenser getötet.

"Es gibt Schlimmeres als die Hamas"

Der ehemalige Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad hält die Heftigkeit der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen offenbar für kontraproduktiv: Im Interview mit dem US-Sender CNN plädierte Ephraim Halevy dafür, mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas zu verhandeln: "Kein Zweifel, die Hamas ist eine ziemlich üble Option, aber es gibt noch Schlimmeres als die Hamas", meinte Halevy mit Blick auf die im Irak und in Syrien operierende Gruppe Islamischer Staat (IS): "Die IS hat bereits ihre Tentakel in den Gazastreifen ausgestreckt", warnte Israels ehemaliger Chef-Spion vor den Rekrutierungsaktivitäten der Terroristen im Gazastreifen.

Halevy räumte zwar ein, dass es politisch gesehen für die Regierung unangenehm sei, zuzugeben, dass man mit der Hamas verhandle. Aber in Wahrheit habe man das ja auf indirektem Wege bereits seit Jahren getan: "Wir haben eine neue Form der Diplomatie im 20. Jahrhundert geprägt: Wir treffen sie nicht, wir reden nicht mit ihnen, aber wir hören ihnen zu. Jeder hört der anderen Seite zu, und irgendwie erreicht man dann am Ende eine Verständigung."

Es habe in den vergangenen Jahren mehrere solcher Runden (von Nicht-Verhandlungen; Anm.) gegeben, die am Ende zu "Arrangements" geführt hätten, sagte Halevy: "Im Effekt waren das natürlich dann doch Verhandlungen". Eines der bekanntesten Beispiele ist die Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Shalit, der 2006 in der Nähe des Gazastreifens entführt worden war und erst fünf Jahre später aus den Händen der Hamas wieder freikam, im Austausch für mehr als tausend palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen.

Ein toter Israeli, 200 tote Palästinenser

Auf israelischer Seite gab es am Dienstag erstmals seit der jüngsten Eskalation des Konfliktes einen Toten: Ein 37-Jähriger wurde in der Nähe des Gazastreifens durch Granatfeuer getötet, wie die Streitkräfte mitteilten. Auf der anderen Seite sind bisher rund 200 Palästinenser durch israelische Luftangriffe getötet worden, die meisten von ihnen angeblich Zivilisten.

(Red./Reuters)

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