Strelkow und die ominösen Guerillaführer

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Dem Westen gelten sie als Mörder, Moskau als Helden.

Wien/Moskau. Unter selbst ernannten Guerillaführern ist es Usus, sich einen möglichst furchterregenden Kampfnamen zuzulegen, der den eigenen Mythos am besten noch verstärkt. Und so firmieren die Rädelsführer der prorussischen Milizen, die in der Ostukraine ihr Unwesen treiben und zumeist aus dem Mutterland Russland stammen, unter Tarnnamen wie Strelkow (Schütze), Bes (Dämon) Major oder Grek (Grieche). Im Westen – etwa auf den Titelseiten der niederländischen Zeitungen – gelten sie vielfach als Mörder, in der Heimat werden sie indessen als Helden, Krieger und Ritter gefeiert.

Notorische Berühmtheit erlangte nach dem mutmaßlichen Abschuss der Malaysian Airlines über dem Donbass, dem Kohlerevier der Ostukraine, Igor Girkin alias Strelkow. Im russischen Netzwerk VKontakte, einem Pendant zu Facebook, rühmte er sich eine halbe Stunde nach dem Absturz des Jumbojets des Abschusses eines Transportflugzeugs vom Typ Antonow. Dazu stellte er Videos von aufsteigenden Rauchwolken, versehen mit dem Hinweis: „Wir haben sie doch gewarnt: ,Fliegt nicht durch unseren Himmel‘“. Der Eintrag verschwand indes rasch wieder.

Schlüsselfiguren des Aufstands

Der 44-jährige Ex-Oberst der russischen Armee und Ex-Geheimdienstoffizier ist als Separatistenkommandeur eine Schlüsselfigur des Kampfs um die Ostukraine. Wohnhaft in einem Moskauer Plattenbau ging er als Führer einer russischen Sondereinheit Ende Februar erst auf die Krim und nach dem Referendum auf der Schwarzmeer-Halbinsel zuerst nach Slawjansk und danach nach Donezk, um dort generalstabsmäßig den Aufstand gegen die Regierung in Kiew zu organisieren. Bei der Abspaltung der Teilrepublik Transnistrien hatte er 1992 erste Erfahrungen gesammelt.

Der ukrainische Geheimdienst fing Gespräche ab, in denen sich ein Mitstreiter Girkins aus der Donezker Volksrepublik (DVR), Igor Besler alias Bes, im Namen von Kosaken zu der Tat bekannte. Als Sprecher der Separatisten rückte indes der Russe Alexander Borodaj, selbst ernannter DVR-Premier, in den Vordergrund. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2014)

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