Tauschgeschäft: Krim gegen Ostukraine?

(c) APA/EPA/ALEXEY NIKOLSKY /RIA NOV (ALEXEY NIKOLSKY /RIA NOVOSTI / K)
  • Drucken

Angela Merkel und Wladimir Putin arbeiteten laut „Independent“ an einem geheimen Friedensplan.

Berlin/Moskau. Während nach außen hin die EU ihre Sanktionen gegenüber Russland sukzessive verschärfte, arbeiteten Deutschlands Kanzlerin, Angela Merkel, und Russlands Präsident, Wladimir Putin, offenbar im Geheimen an einem Stufenplan zur Deeskalation. Dies berichtete der britische „Independent“ unter Berufung auf Quellen, die in die Gespräche involviert waren. Kern des Deals: Der Westen akzeptiert die im März erfolgte Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland, im Gegenzug lässt Putin die Finger von der Ostukraine.

Der Plan, der durch den Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs über der Ostukraine am 17. Juli zur Makulatur wurde, hätte mehrere Stufen vorgesehen: Zunächst hätte Russland den Separatisten in der Ostukraine die militärische und finanzielle Unterstützung entziehen sollen. Gleichzeitig hätte die Ukraine zugesichert, nicht der Nato beizutreten. Einer Annäherung Kiews an die EU wiederum hätte sich Moskau nicht widersetzt.

Deutschland dementiert

In einem weiteren Schritt hätte Russland der Ukraine einen neuen Deal zum Bezug russischen Gases angeboten und Kiew für den Verlust der Mieteinnahmen für den Schwarzmeerhafen Sewastopol auf der Krim kompensiert, wo die russische Schwarzmeerflotte stationiert ist. Damit Putin das Gesamtpaket akzeptiert hätte, hätte der Westen allerdings am Ende die Abspaltung der Krim und deren Anschluss an Russland akzeptieren müssen.

Berlin hat den Bericht des „Independent“ dementiert. Er entbehre jeder Grundlage, sagte eine Regierungssprecherin. Auch im britischen Außenministerium wollte man nichts von derartigen Verhandlungen wissen. Man könne sich zudem kaum vorstellen, dass London oder auch Washington die Annexion der Krim durch Russland akzeptieren würde. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.