Berichten zufolge basteln die USA an einem Bündnis mit Staaten wie Jordanien, Saudiarabien und Großbritannien für den Kampf gegen den IS im Irak und in Syrien.
Washington/Damaskus/Amman. Angesichts der extremen Bedrohung durch die mittelalterlich-brutale Miliz des Islamischen Staates (IS) im Nordirak und in Syrien könnte sich Medienberichten zufolge eine ungewöhnliche Allianz aus der Not heraus formieren: Die überregionale arabische Tageszeitung „Asharq al-Awsat“ (Mittlerer Osten) mit Hauptsitz London schrieb am Donnerstag, dass die USA gemeinsam mit Großbritannien und Australien, vor allem aber mit arabischen Staaten wie Jordanien, Saudiarabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten ein Bündnis für Militäraktionen gegen den IS schmieden würden.
Die Zeitung, die eng mit dem saudischen Herrscherhaus vernetzt ist, beruft sich auf ungenannte Quellen in der US-Regierung. Auch die Hilfe der Türkei sei erwünscht, da aufgrund ihrer Lage von dort aus Militäroperationen im Herrschaftsbereich des IS besonders gut durchgeführt werden könnten.
Kurdische Truppen haben unterdessen mit US-Luftunterstützung eine Offensive in der Nähe von Mossul gegen IS-Verbände unternommen und sind angeblich im Vormarsch. Abziehende Einheiten der Islamisten hätten ein Ölbohrloch angezündet.
Gemetzel an syrischen Soldaten
In Syrien gehen die Gemetzel des IS auch an Regierungssoldaten weiter: Dutzende Soldaten, die in den vergangenen Tagen von der Luftwaffenbasis Tabqa in Nordsyrien flohen, seien gefangen und ermordet worden, berichtet die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Basis, auf der MiG-21-Jagdbomber und Helikopter stationiert waren, war am Wochenende von den Islamisten unter hohen eigenen Verlusten (die Rede ist von hunderten Toten) erobert worden. Viele Soldaten, die nicht fliehen konnten, wurden exekutiert; vielen wurden die Köpfe abgeschlagen und in einer nahen Stadt auf dem Marktplatz aufgeschichtet.
Nachdem die USA seit Anfang August im Nordirak Angriffe gegen den IS fliegen, wurden die Operationen vor Kurzem auf Syrien ausgeweitet, bisher sind dort nur Aufklärer im Einsatz. Angesichts der Bedrohung durch den IS dürften allerdings auch Bombenangriffe auf syrischem Gebiet im Einverständnis mit Damaskus folgen.
Deutsches Vorauskommando
Deutschland hat sechs Soldaten nach Erbil im nordirakischen Kurdengebiet entsandt; es sei ein „militärisches Verbindungselement“ für das deutsche Generalkonsulat in Erbil. Berlin will die Kurden in Kürze auch mit militärischen Gütern, darunter Waffen, versorgen. Die Austrian Airlines haben derweil die täglichen Flüge von Wien nach Erbil am Donnerstag wieder aufgenommen. Die AUA hatte die Flüge aus Sicherheitsgründen vor knapp drei Wochen eingestellt. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2014)