US-Journalist enthauptet: Washington hält Video für echt

Der entführte US-Journalist James Foley.
Der entführte US-Journalist James Foley.(c) EPA (Nicole Tung)
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Ein Video der radikalen IS-Islamisten zeigt die Enthauptung eines vor zwei Jahren in Syrien entführten US-Journalisten. Die US-Regierung hält das Video für echt.

Die Extremisten der Terror-Miliz "Islamischer Staat (IS) haben ein Video veröffentlicht, das die Enthauptung eines US-Journalisten zeigen soll. Die Aufnahmen wurden am Dienstagabend unter dem Titel "Eine Botschaft an Amerika" ins Internet gestellt. Bei dem Opfer soll es sich um James Foley handeln, der vor zwei Jahren in Syrien entführt wurde.

Die US-Regierung hält das Video mit der Enthauptung des US-Reporters James Foley durch die jihadistische Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS, vormals ISIS/ISIL) für echt. "Wir sind zum Schluss gekommen, dass das Video authentisch ist", sagte die Sprecherin des Nationales Sicherheitsrates, Caitlin Hayden, am Mittwoch in einer Mitteilung.

"Die US-Geheimdienste haben das jüngst veröffentlichte Video analysiert, das die US-Bürger James Foley und Steven Sotloff zeigt", so die Sprecherin. US-Präsident Barack Obama werde um 18.45 Uhr (MESZ) von seinem Urlaubsort Martha's Vineyard aus eine öffentliche Erklärung zu dem Fall machen, teilte das Weiße Haus mit.

Man sei entsetzt über "den brutalen Mord an einem unschuldigen amerikanischen Journalisten", hieß es in einer Stellungnahme.

Mutter: "Waren nie stolzer auf unseren Sohn"

Mittlerweile hat sich allerdings auch die Familie Foleys zu Wort gemeldet, und sie bestätigte den Tod des Journalisten: Auf einer Internetseite die von Unterstützern der Familie unterhalten wird, schrieb seine Mutter Diane Foley: "Wir waren niemals stolzer auf unseren Sohn Jim. Er gab sein Leben um der Welt das Leiden des syrischen Volkes zu zeigen. Wir beschwören die Entführer, das Leben der restlichen Geiseln zu verschonen. Sie sind unschuldig, wie Jim. Sie haben keinen Einfluss auf die Politik der US-Regierung im Irak, in Syrien oder sonstwo auf der Welt." 

In dem Video wird zudem ein zweiter Mann vorgeführt, der Steven Sotloff genannt wird, einem weiteren verschleppten US-Journalisten. Ob auch er sterbe, hänge von US-Präsident Barack Obama ab. Die USA fliegen Luftangriffe gegen den IS im Nordirak.

Mörder könnte ein Brite sein

Das Internet-Video zeigt zunächst Fernsehbilder von Obama, wie er die jüngsten Luftangriffe auf Stellungen der IS im Irak bekannt gibt. Anschließend ist ein kniender Mann zu sehen, bei dem es sich um Foley handeln soll. Dieser ruft seine Familie und Freunde auf, gegen die amerikanische Regierung als "eigentlichen Mörder" vorzugehen.

Ein zweiter, maskierter Mann mit einem Messer steht neben Foley. Dieser wirft den USA vor, bei den Luftangriffen Muslime getroffen zu haben. "Sie kämpfen nicht mehr gegen einen Aufstand", sagt er an die USA gerichtet. "Wir sind eine islamische Armee und ein Staat, der von einer großen Zahl von Muslimen weltweit anerkannt wird." Danach wird die Enthauptung gezeigt.

Beim Mörder des Journalisten könnte es sich vom Akzent her um einen Briten handeln, wie auch die Regierung in London einräumt: "Auf den ersten Blick scheint es eine britische Person zu sein. Wir werden noch weiter untersuchen müssen, um ganz sicher zu gehen, dass das der Fall ist", sagte Außenminister Philip Hammond zur BBC.

"Sein Leben hängt von Ihrer Entscheidung ab"

Zuletzt wird ein zweiter Gefangener vorgeführt, der in einem Schriftzug als Sotloff identifiziert wird. "Obama, das Leben dieses amerikanischen Bürgers hängt von Ihrer nächsten Entscheidung ab", sagt der Maskierte. In dem Video werden arabische und englischen Schriftzüge verwendet. Der maskierte Mann spricht Englisch mit einem britischen Akzent. Foley war fünf Jahre in Syrien tätig und wurde am 22. November 2012 von Unbekannten entführt. Sotloff wird seit Juli 2013 vermisst, ebenfalls in Syrien.

Dort und im benachbarten Irak hat der Islamische Staat große Landstriche unter seine Kontrolle gebracht und ein grenzübergreifendes Kalifat ausgerufen. Die Gruppe geht mit großer Härte gegen Andersgläubige vor und soll Gräueltaten begangen haben. Die USA haben damit begonnen, Waffen an die Kurden im Nordirak zu liefern, die gegen die IS-Milizen kämpfen. In Syrien sollen die IS-Milizen bereits über 50.000 Kämpfer verfügen, wie die oppositionsnahe, in London ansässige "Beobachtungsstelle für Menschenrechte" berichtete.

Kurden kehren in Regierung zurück

Auf politischer Ebene hat sich im Irak derweil eine Entspannung angedeutet: Die kurdischen Miister, die sich aus dem Kabinett des scheidenden Premiers Nuri al-Maliki zurückgezogen hatten, beschlossen am Mittwoch, in die Regierung zurückzukehren: "Ich bin zurück in Bagdad - als Außenminister", zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Hoshyar Zebari.

Al-Maliki hatte durch seine Politik nicht nur die Sunniten des Landes entfremdet, er war auch zusehends auf Konfrontationskurs mit den Kurden gegangen, die mittelfristig in ihren Autonomiegebieten im Norden des Landes einen eigenen Staat errichten wollen. Kurden-Präsident Massoud Barzani hat zu diesem Zweck bereits die Vorbereitung eines Referendums anbefohlen.

(APA/Reuters/Bloomberg)

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