Absturz eines republikanischen Hoffnungsträgers

Former Virginia Governor Robert McDonnell arrives for his corruption trial at the U S District Cour
Former Virginia Governor Robert McDonnell arrives for his corruption trial at the U S District Cour(c) imago/UPI Photo
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Virginias Ex-Gouverneur Bob McDonnell muss wegen Korruption, Amtsmissbrauchs und Bankbetrugs hinter Gitter. Damit ist ein chancenreicher Kandidat für die Präsidentschaftskandidatur 2016 aus dem Rennen.

Washington. Bob McDonnell wird nicht in die Fußstapfen von George Washington, Thomas Jefferson und James Madison treten. Die Hoffnungen des 60-jährigen einstigen Gouverneurs von Virginia, diesen berühmten Söhnen der ersten Kolonie in Amerika zu folgen und 2016 US-Präsident zu werden, sind verloren. Am Donnerstag befand eine Geschworenenbank in der Hauptstadt Richmond McDonnell in elf Anklagepunkte der Korruption, des Amtsmissbrauchs und Bankbetrugs für schuldig. Erst im Jänner werden die Geschworenen das Strafmaß für McDonnell und seine Gattin Maureen festlegen, die sie in neun Punkten schuldig gesprochen haben. Den beiden drohen bis zu 30 Jahre Gefängnis, auch wenn das tatsächliche Strafmaß wesentlich kürzer ausfallen dürfte.

Damit endet der stetige Aufstieg eines konservativen Vorzeigerepublikaners, der 2012 als Kandidat für das Vizepräsidentenamt neben Mitt Romney im Gespräch war und im engeren Kreis jener Männer war, die 2016 für die Republikaner in den Wahlkampf um das Weiße Haus ziehen könnten.

McDonnell und seine Gattin hatten das mit dem Amt verbundene Prestige als Sprungbrett in die betuchten Kreise von Virginia zu missbrauchen versucht. Sie ließen sich von einem Geschäftemacher mit Privatkrediten, Geschenken und sonstigen Aufmerksamkeiten im Gesamtwert von rund 200.000 Dollar (153.000 Euro) überhäufen. Vom Privatkredit über 70.000 Dollar für die verlustträchtige Investition in zwei Strandhäuser an der Atlantikküste über die 15.000-Dollar-Rechnung für das Catering bei der Hochzeit einer der Töchter bis zur Spritztour im Ferrari: Dass McDonnell sich stolz am Steuer des Boliden fotografieren ließ, stieß den Bürgern von Virginia, wo man noch immer einer gewissen puritanischen Zurückhaltung verpflichtet ist, besonders übel auf.

Ein Frauenopfer

Unglaubwürdig fanden die Geschworenen McDonnells Verteidigungsstrategie, seine Ehe vor Gericht als zerrüttet darzustellen und seiner Gattin zu unterstellen, sie sei in den Nahrungsergänzungsmittelunternehmer Jonnie Williams Jr. „verknallt“ gewesen, weshalb die Anklage, die McDonnells hätten sich verbrecherisch verschworen, nicht stimmen könne. Der einstige Gouverneur schonte seine Ehefrau, von der er mittlerweile getrennt lebt, von Anfang an nicht: Im Dezember lehnte er ein Angebot der Staatsanwaltschaft ab, das ihm nur die Verurteilung in einem Anklagepunkt eingebracht, den Steuerzahlern von Virginia die Kosten für den Prozess und Maureen McDonnell die Verurteilung erspart hätte.

„Routinemäßigen Zugang zur Regierung“ nannte McDonnell seinen Umgang mit Williams Jr., der unter anderem die Gästeliste eines Empfangs für Gesundheitsunternehmer und Beamte in der Gouverneursresidenz erstellen durfte und in McDonnells Entourage als „Mr Tic Tac“ verspottet wurde, weil er ständig seine Vitaminpillen verteilte. Die Geschworenen sahen das anders. Statt neunter Präsident aus Virginia zu werden, ist McDonnell der erste Gouverneur des Commonwealth, der wegen eines Verbrechens verurteilt wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2014)

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