Schlacht um Kobane: Luftschläge zeigen nun doch Wirkung

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Die Terrormiliz IS hat sich überraschend aus Teilen der Grenzstadt zurückgezogen. Eine kurdische "Gegenoffensive" sei im Gang, heißt es.

Im nordsyrischen Kobane haben US-Luftangriffe nach kurdischen Angaben die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an den Stadtrand zurückgedrängt. Bei einem Luftschlag am Mittwoch gegen eine Stellung der Jihadisten auf einem Hügel östliche der Stadt wurde nach Angaben kurdischer Medien ein Waffendepots zerstört. Die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) sprach von einer "Gegenoffensive" der Kurden.

Erst am Montag hatten IS-Kämpfer ihre schwarze Flagge am östlichen Rand der seit drei Wochen heftig umkämpften Stadt gehisst. Seither haben die USA und ihre arabischen Verbündeten ihre Luftangriffe auf Stellungen der Extremisten verdoppelt. Militärexperten sind allerdings überzeugt, dass die Miliz, die weite Teile Syriens und des Iraks unter ihre Kontrolle gebracht hat, mit Luftangriffen allein nicht zu besiegen ist.

"Das ist der Beginn ihres Rückzugs"

"Sie sind nun vor den Toren der Stadt Kobane", sagte der Kurdenfunktionär Idris Nassan am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Der Beschuss und das Bombardement seien sehr wirkungsvoll gewesen und hätten die Kämpfer des Islamischen Staates (IS) dazu veranlasst, viele Positionen zu räumen. "Das ist ihr größter Rückzug seit sie in die Stadt eingedrungen sind", sagte Nassan. "Wir können davon ausgehen, dass das der Beginn ihres Rückzuges aus der Region ist."

180.000 Menschen aus der überwiegend von Kurden bewohnten Stadt sind ins Nachbarland Türkei geflohen. Dort mehren sich die Proteste der kurdischen Bevölkerung gegen die Regierung in Ankara, die zwar Panzer an der Grenze auffahren ließ, sich aber aus dem Kampf um Kobane heraushält. In der Türkei und vielen Orten in Europa kam es deswegen zu Protesten. Im Zuge des Konflikts reiste auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in die Türkei und trifft dort Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Ministerpräsident Mehmet Davutoglu.

Noch ist die IS nicht aus Kobane zurückgedrängt. Die kurdische Nachrichtenseite Welati meldete, die Terrormiliz sei zum Rückzug an den östlichen Stadtrand gezwungen worden. In anderen kurdischen Berichten hieß es jedoch, im Südwesten der Stadt Kobane hätten die Jihadisten hingegen einige Gebäude übernommen.

Kurdenvertreter fordern nun von der internationalen Gemeinschaft schwere Waffen. "Jeder sagt 'wir stehen euch bei'", sagte der Ko-Präsident der syrischen Kurden-Partei PYD, Salih Muslim, der türkischen Zeitung "Hürriyet Daily News". Kein Land unternehme dafür aber konkrete Schritte. "Wir wollen panzerbrechende Waffen."

Die kurdische Gegenoffensive kommt einigermaßen überraschend: Zuletzt hat selbst US-Generalstabschef Martin Dempsey zerknirsch erklärt: "Ich fürchte, Kobane wird fallen."

(APA/AFP/dpa)

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