Iran droht: "Wir sperren die Straße von Hormuz"

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Angesichts israelischer Kriegsposen droht Revolutionsgarde mit Zudrehen des Ölhahns.

TEHERAN/JERUSALEM (ag./wg).In den Wassern des Persischen Golfs wird es heißer: Der Oberbefehlshaber der iranischen Revolutionsgarden, Mohammad Ali Jafari, sagte am Wochenende klipp und klar, dass man bei einem Angriff durch fremde Mächte den Golf unter Kontrolle bringen und den Seeverkehr durch die Straße von Hormuz mit Gewalt sperren werde; durch die Meerenge gehen 40 Prozent des global gehandelten Öls.

Die Drohung erfolgt vor dem Hintergrund des Streits um Irans Atomprogramm. Israel hat mehrfach gedroht, es werde einen nuklear bewaffneten Iran nicht zulassen. Jüngst fanden israelische Luft-Manöver über dem Mittelmeer statt, bei denen angeblich ein Luftschlag gegen die wichtigsten Einrichtungen des iranischen Atomprogramms geprobt wurde. Ein solcher Konflikt werde sich „jedenfalls auf das Ölthema ausweiten“, sagte Jafari.

Die Sorge vor Kämpfen im Persischen Golf – vor allem von Angriffen auf Tanker – war in den letzten Monaten mit ein Grund für das Steigen des Ölpreises. Viele Staaten sind stark von Öllieferungen abhängig, die per Schiff von dort kommen – Japan bekommt gleich 75% seines Öls durch die Meerenge von Hormuz geliefert.

Golf im Feuerbereich der Iraner

Die USA haben zwar einerseits mehr als 20 Kriegsschiffe der 5. Flotte um den Flugzeugträger USS „Abraham Lincoln“ und den Kreuzer „Mobile Bay“ in der Region; zudem kreuzen dort Kriegsschiffe aus anderen Ländern, etwa Frankreich, Großbritannien, Italien und Australien; und die wenigen großen Schiffe und U-Boote des Iran dürften keine große Gefahr sein. Allerdings liegt der gesamte Golf im Feuerbereich iranischer Flugzeuge und Anti-Schiff-Raketen. Irans Revolutionsgarden verfügen auch über Dutzende kleine Schnellboote, die sich überraschend Schiffen nähern und Raketen darauf schießen könnten. Vor allem in der Straße von Hormuz, jener an der engsten Stelle 55 km breiten Enge zwischen Oman und Iran, sind Schiffe sehr verletzlich; der Iran könnte die Region leicht verminen und sogar mit Artilleriefeuer von Land aus bepflastern.

Erinnerung an den „Tankerkrieg“

Bereits 1984-87 tobte hier während des Iran-Irak-Kriegs (des Ersten Golfkriegs) ein „Tankerkrieg“), als beide Parteien Tanker des jeweils anderen angriffen, wobei es auch neutrale Schiffe traf. Damals kam es mehrfach zu Gefechten zwischen der US-Flotte und iranischen bzw. irakischen Schiffen und Flugzeugen; der Tankerverkehr ging um ein Viertel zurück.

Der frühere Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, Shabtai Shavit, sagte unterdessen, für einen Angriff auf Irans Atomanlagen bliebe noch etwa ein Jahr Zeit. Laut US-Medienberichten verstärkt das Weiße Haus derzeit die Spionageaktivitäten gegen den Iran und unterstützt Oppositionsgruppen mit weiteren Finanzmitteln.

Irans Außenminister Manouchehr Mottaki meinte unterdessen am Wochenende, Israel könne sich einen Angriff doch gar nicht erlauben: „Sie wissen sehr wohl, was das bedeuten würde.“

BEDROHUNGSLAGE

Irans Marine verfügt nur über wenige große Schiffe, etwa drei Fregatten der ältlichen britischen „Vosper“-Klasse und drei russische U-Boote der „Kilo“-Klasse, die kein Gegner für US-Schiffe sind. Allerdings hat Iran viele kleine Schnellboote mit Anti-Schiff-Raketen und Mini-U-Boote; auch können landgestützte Raketen und Flugzeuge leicht jedes Ziel im Persischen Golf angreifen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2008)

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