Russland und China legen Grenzstreit endgültig bei

(c) AP (Lee Jin-man)
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Die Kämpfe am Fluss Ussuri brachten Moskau und Peking 1969 an den Rand einer atomaren Konfrontation.

Moskau/Peking (ag., hd). Die Lage war ernst: Moskau und Peking hatten beträchtliche Verbände an der Grenze zusammengezogen, 225 sowjetische Bomber waren in Alarmbereitschaft, Städte in Nordchina befanden sich in Reichweite sowjetischer Nuklearwaffen. In der angespannten Situation bedurfte es 1969 nur mehr eines Funkens.

Die Insel Zhenbao (russisch: Damansky), ein kleines Eiland im Fluss Ussuri, wäre beinahe dieser Funke geworden. Wie viele Tote die erbitterten Kämpfe damals tatsächlich forderten liegt unter einem Berg von beidseitiger Propaganda verschüttet. Auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion blieb der Grenzverlauf zwischen Russland und China an einigen Stellen offen – bis gestern.

Im Gleichschritt

Russlands Außenminister Sergej Lawrow und sein chinesisches Pendant Yang Jiechi unterzeichneten am Montag in Peking einen Vertrag, der die letzten noch offenen Punkte des 4300 km langen Grenzverlaufs klärt. Russland gibt durch die vereinbarte Demarkationslinie eine Insel und die Hälfte einer zweiten Insel an China zurück. Die Gebiete waren 1929 von der Sowjetunion erobert worden.

Das Abkommen zeige, „dass alle Probleme – selbst die komplizierten – gelöst werden können, solange nach Lösungen auf der Grundlage von Gleichheit und gegenseitigem Vorteil gesucht wird“, meinte Lawrow.

Die Beilegung der letzten noch offenen Grenzfragen ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Beziehungen zwischen China und Russland enger werden. China bemüht sich um Zugang zu den russischen Öl- und Gasvorkommen und ist ein Großkunde russischen Rüstungsindustrie.

Und im UN-Sicherheitsrat agieren Moskau und Peking zuletzt auffällig oft Hand in Hand: Ihre Verurteilung der Abspaltung Kosovos von Serbien und des Haftbefehls gegen Sudans Präsidenten Omar al-Bashir sind nur zwei Beispiele dafür. Auch im Rahmen der „Schanghaier Organisation“, der auch Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan angehören, arbeitet man eng zusammen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2008)

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